Bremen
FORT
Fantasy Island
Weserburg 08.02.– 25.05.2025
von Rainer Unruh
So ist man seit dem Untergang der DDR schon lange nicht mehr gegrüßt worden. Eine geballte Faust erhebt sich am Eingang der Ausstellung, fünf Meter hoch und aus einem grünbraunen Material, das auf den ersten Blick wie verwitterter Stein aussieht. War sie mal Teil eines Denkmals zum Lob des Proletariats, wie sie in den Jahren 1989 bis 1991 im ehemaligen Ostblock zu Tausenden der Wut just jener Arbeiter zum Opfer fielen, die sich durch solche Machwerke verhöhnt fühlten? Schaut man genauer hin, kommen Zweifel an dieser Deutung. Der Nagel eines Fingers von Hercules (2017) ist in der Mitte schwarz und an den Rändern dunkelrot verfärbt, als habe ihn ein Hammer, auch so ein sozialistisches Symbol, getroffen und einen schweren Bluterguss hervorgerufen. Geht man, neugierig geworden, um die Skulptur herum, stellt man fest, dass es sich um eine Attrappe aus Kunststoff handelt, die durch ein Skelett aus Eisen und Seilen gestützt wird. Das Fahrrad, das an der Faust lehnt, wirkt im Vergleich zu deren vorgetäuschter Massigkeit filigran und offen. Das Schwere, und sei es auch nur Schein, geht im Sturm der Zeiten unter, das Leichte schlägt einen Haken und entkommt der Gewalt der Geschichte.
Vergänglichkeit ist ein Grundmotiv der Ausstellung FANTASY ISLAND in Bremens Weserburg, die sich auf mehr als 800 Quadratmetern erstreckt. Man denkt manchmal an Marcel Prousts Romanzyklus Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Aber dort, wo es bei Proust um die Erinnerung an individuelle Erlebnisse wie die in der Kindheit genossenen Madeleines…