Dieter Daniels
Forrest Bess
“Here is a Sign”
Museum Ludwig, 28.1.-27.3.1989
Der amerikanische Maler Forrest Bess (1911-1977) erfüllt alle Bedingungen des Künstlermythos der Moderne von Kafka bis Van Gogh. Widrige äußere Umstände für die Verwirklichung seiner künstlerischen Ambitionen überwindet er durch einen absoluten Glauben an sein eigenes Schaffen. Als auf primitive Wurzeln zurückgreifender Autodidakt fand er in der Kunst den einzigen Ausweg aus der persönlichen Krise. Eine Karriere als Offizier in der Armee bricht er ab um in großer Einsamkeit und Armut als Fischer auf einer Insel im Golf von Mexiko sein Leben zu fristen und sein Werk zu schaffen. Der Fall Forrest Bess scheint somit vorherbestimmt zu sein, alle Sehnsüchte der Kulturmüdigkeit und des Überdrusses am Kunstbetrieb auf sich zu vereinigen, er scheint wie kaum ein anderer das Bedürfnis nach der Ursprünglichkeit des Ausdrucks, nach der Authentizität des Primitiven zu erfüllen. Aber, was Ernst Kris und Otto Kurz in ihrer erhellenden Studie über die Vermischung von Fiktion und Fakten in der “Legende vom Künstler” (Wien 1934) festgestellt haben, trifft auf Forrest Bess nicht zu. Der Mythos Bess ist solide, soweit dies die spärlichen Dokumente seines Lebens belegen, – und gerade deshalb ist es in seinem Fall eben kein Mythos. Was den Ästheten heute entzückt, war für Bess ein erduldetes und erlittenes Leben, daß eine außergewöhnliche Kunst zum Vorschein gebracht hat.
Kurz zu den Fakten: Forrest Bess wurde 1911 in Bay City, Texas geboren, studiert zunächst Architektur, ohne Erfolg, arbeitet dann auf den texanischen Ölfeldern, geht zur US-Army, hat dort Erfolg, erleidet…