MAGDALENA KRÖNER
formal social
Westfälischer Kunstverein Münster, 15.2. – 24.3.2002
Eine Fotoschau als Antrittsausstellung einer neuen Kunstvereinsleiterin? Und dann auch noch fast ausschließlich mit Big Names wie Jeff Wall, Lucinda Devlin und Thomas Ruff? Carina Plath, die nach zwei Jahren Curatorial Training am New Yorker BARD-College als neue Direktorin des Westfälischen Kunstvereins in ihre Geburtstadt Münster zurückgekehrt ist, gibt sich mit “formal social” gegenläufig zum Trend. Also auf nach Münster, um den Versuch, Arbeiten zu zeigen die “durch formale Vorgehen soziale und politische Themen aktualisieren” zu überprüfen.
Vielen konzeptuellen Strategen der zeitgenössischen Kunst ist das Bild suspekt. Andere, die sich dem Bild widmen, verorten sich selbst in einem narrativen Zwischenreich, das von politischen Strömungen weitgehend unbehelligt bleibt. Am erfolgreichsten zelebriert die gegenwärtig in Düsseldorf gefeierte Generation von Becher-Schülern eine formal ausgeklügelte, perfekte Fotografie.
Sie belegen, und der Kunstmarkt gibt ihnen recht, dass Fotografie längst die neue Malerei geworden ist: monumental belegt sie die Genialität des Malerfotografen, zeigt sie Erhabenes in riesigen Formaten. Mit der Ablösung der Malerei, an der die Fotografie so lange gearbeitet hat, scheint sie selbst eingetreten in den Kosmos der Historie.
Politische und sozialkritische Aspekte werden eher von einer dekonstruktivistischen, betont anti-auratischen Kunst verhandelt, die mit Installation, Intervention und Performance Strategien der 60er und 70er Jahre wiederbelebt. Je schäbiger und transitorischer dabei das Material, desto besser.
Zu welchen Ergebnissen kann also eine auf dem Formalen insistierende Fotoschau gelangen? Carina Plath entwickelt überzeugende Antworten, in dem sie im Oeuvre von sieben Künstlern gezielt nach Widerständigem forscht und nachweist, wie formale Charakteristika für einen politischen…