Michael Hauffen
for example S, F, N, G, L, B, C – Eine Frage der Grenzziehung
»Dritter Teil der Thematischen Projektreihe KOLONIALISMUS OHNE KOLONIEN?«
Shedhalle Zürich, 4.11.2006 – 28.1.2007
Dass die logische Verbindung zwischen Neokolonialismus und der Ausbeutung marginaler Gruppen die Migrationspolitik darstellt, bietet sich als Ausgangspunkt einer Ausstellungsreihe in der shedhalle Zürich schon deshalb an, weil die Schweiz ihr Verhältnis zum Kolonialismus nach wie vor nur sehr zögerlich aufzuarbeiten bereit ist. Migration ist dagegen ein Konfliktfeld, das hier schon immer breiten Raum in der öffentlichen Diskussion einnimmt, und – wie die letzte Wahlkampagne der Konservativen gezeigt hat – mit denselben Klischees wie ringsum dramatisiert wird. Die Arbeit von Caterina Mona nimmt darauf direkt Bezug, indem sie die Gesten der Wahlplakate – Gesichter, die wie in Munchs Schrei den Mund öffnen, und die Hände an die Ohren legen – nachstellt, worüber die Akteure nur lachen können.
Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf die verschiedenen Ausweise, die “Ausländern” genau abgestufte Aufenthaltsrechte zugestehen. Flache Sitzgelegenheiten, deren Oberflächen diese Ausweise graphisch abbilden, verteilen sich über die gesamte Ausstellungsfläche, wobei ein jeweils eingebauter Lautsprecher die komplette Liste der damit verbundenen Restriktionen kundtut. Die KuratorInnen Katharina Schlieben und Sønke Gau machen damit ihren konzeptionellen Rahmen deutlich, der in der Annahme von kolonialen Konstanten begründet ist. Diese sind nicht an das Vorhandensein einer direkten kolonialen Vergangenheit gebunden, sondern wird auch durch wirtschaftliche und politische Machtgefüge reproduziert – aktuell etwa durch den Beitritt der Schweiz zum Schengener Abkommen.
Die strategische Grenzsicherung der “Festung Europa” visualisieren auf sehr direkte Weise eine…