Matthias Reichelt
Folke Köbberling & Martin Kaltwasser
Hold it! Recyceln als Kunst und Kritik gesellschaftlicher Verhältnisse
Die Stadt ist ein besonders umstrittener Raum, in dem unterschiedliche ökonomische Interessen aufeinanderprallen und sich soziale Widersprüche verdichtet manifestieren. Gegen den Umbau der Innenstädte im Interesse von Investoren, Bauspekulanten und Konzernen, die Privatisierung des öffentlichen Raumes und die Verteuerung von Wohnraum hat sich zu verschiedenen Zeiten Widerstand geregt. Zu nennen sind hier beispielhaft Hausbesetzungen für den Erhalt preiswerten Wohnraums und Aktionen wie „Reclaim the Street“, mit der um die Rückgewinnung des öffentlichen Raums für politische Manifestationen gekämpft wurde, anstatt die Stadt widerspruchslos zu einer Werbefläche für die Kapitalinteressen konfektionieren zu lassen. Besonders in Berlin als junger Hauptstadt findet in den Innenstadtbezirken unter dem Stichwort Gentrifizierung eine verstärkte Verdrängung von ökonomisch ärmerer Klientel statt, gegen die sich Proteste regen.
In diesem Kontext eines widerständigen Denkens ist auch die Konzeptkunst von Folke Köbberling und Martin Kaltwasser anzusiedeln. Die sporadische Zusammenarbeit begann 1998 und seit 2002 firmieren sie als Künstlerduo, das alle Arbeiten gemeinsam konzipiert. In ihren Werken nutzen sie Architektur ebenso wie die Intervention und thematisieren die Stadt, den öffentlichen Raum, Verkehr, Wohnen und die Materialökonomie. Mit ihren skulpturalen Interventionen schaffen sie eindrucksvolle Bilder, zeigen Defizite auf und leisten einen utopischen Vorgriff auf mögliche Praxen in der Zukunft, denn, wie der Politologe und Autor Raul Zelik ausführte:
„Der Kapitalismus ist sozusagen da verschwenderisch, wo er sparsam sein sollte, und er gibt sich geizig, wo wir längst im Reich der Freiheit sein könnten. Wir brauchen einen Gegenentwurf, und wir müssen überlegen,…