vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Relektüren · von Rainer Metzger · S. 314 - 315
Relektüren ,

Relektüren
Folge 74

Rainer Metzger

„In all diesen Jahren hatte ich – wie so viele andere – vor tausend, zweitausend, Gott-weiß-wieviel-tausend Pollocks, de Koonings, Newmans, Nolands, Rothkos, Rauschenbergs, Judds, Johnses, Olitskis, Louises, Stills, Franz Klines, Frankenthalers, Kellys und Frank Stellas gestanden, einmal mit zusammengekniffenen, dann mit weit aufgerissenen Augen, bald zurücktretend, bald ganz aus der Nähe schauend“: kein Zweifel, dieser Betrachter ist mit allen Wassern des Abstrakten Expressionismus gewaschen; er führt in der scheinbar willkürlichen Aufzählung eine Hierarchie ein, der natürlich, auch wenn der Verfasser so tut, als würfe er die Konventionen gerade über Bord, Jackson Pollock vorsteht; bei Kline und Stella nimmt er gespielt generös den Vornamen hinzu: und natürlich kennt er Barnett Newmans Darbietung des idealen Abstands, den der Meister einst vor seinem Schlüsselbild Vir heroicus sublimis durchexemplifiziert hatte. Man kennt das Bild speziell durch Newmans Scharmützel mit Erwin Panofksy, der Haupt- und Staatsaktion kunsthistorischer Wisserei, bei dem es um die gerechte Verwendung des Wortes sublimis quer durch die Jahrtausende hindurch ging (vgl. dazu die Relektüre zu Panofsky in Kunstforum Band 244). Im überhaupt nicht sublimen Aneinandervorbeireden des Künstlers und des Kunstgeschichtlers spielte das Wort jedenfalls, gemalt oder eher nicht, eine gewichtige Rolle.

Zurück zum Text: Der Verfasser hatte also vor Tausend und Abertausend Extrakten aus der Kreativabteilung des Kalten Kriegs gestanden, und er hatte gewartet, „immer wieder auf es gewartet … darauf, daß es sich dem Blick zu erkennen gäbe, nämlich der visuelle Lohn (für so viel Mühe) den es doch geben mußte, ja von dem jeder wußte, daß es…

Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei