Relektüren
Folge 70
Umberto Eco, Der Name der Rose, 1982
Von Rainer Metzger
Lustig haben sie es miteinander, die Mönche. Den einen erhellt „ein feines Lächeln“ die Züge, man bricht „wie erlöst in allgemeines Gelächter“ aus, der Ich-Erzähler wiederum, der auf den schönen Namen Adson von Melk hört, folgt dem bunten Stelldichein „in einer Mischung aus Bewunderung und Ergötzen“. In der Schreibstube, dem Skriptorium, hat man es sich gemütlich gemacht, man begutachtet die Miniaturen, die nicht von ungefähr gern Drolerien genannt werden, und erinnert sich an schlüpfrige Sätze, die nur darauf warten, Eingang zu finden in die hier kopierten Texte. Bei so viel toxischer Männlichkeit kann die moralische Keule nicht ausbleiben, und so fährt der feixenden Runde ein donnerndes „Verba vana aut risui apta non loqui!“ in die Parade. Eitles Gerede, das noch dazu zum Lachen einlädt, hat zu unterbleiben (die Zitate S. 104 / 105). Die Person, der der harsche Rappel à l’ordre entfährt, vertritt die Intersektionalität. An diesem Ort zu diesem Zeitraum wird sie nicht weiblich sein, keine queere Geschlechtlichkeit verkörpern, und der Süden, aus dem sie stammt ist nicht der globale, sondern Spanien. Immerhin ist sie blind. Jorge von Burgos, die asketische Autorität des Klosters, ist auf den Plan getreten. Immer wenn es zu jovial zugeht in der maskulinen Gesellschaft der Abtei, wird er sich zu Wort und Tat melden. Die Szenerie jedenfalls kommt einem von heute durchaus bekannt vor.
Umberto Ecos Der Name der Rose lädt zu historischen Parallelen ein. So eindeutig er in penibler Einheit von Ort, Zeit…