Heinz Schütz
Focus ’88
Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung
1. Teil 10.6.-24.7.1988
2.Teil5.8.-2.10.1988
Insider glaubten es schon lange zu wissen, und vor kurzem enthüllte eine Nummer von “Art”: Die Kunststadt München ist im Kommen. Mag der “Self-fulfilling”-Effekt derartiger Parolen mitunter größer sein als ihr deskriptiver Gehalt, ein Blick auf Münchens kunstvermittelnde Institutionen etwa zeigt durchaus eine Aufwärtsbewegung: Die Zahl der Galerien wächst, der Kunstverein ist wiedererwacht, die Staatsgalerie widmet sich zeitgenössischer Kunst, und auch der Berufsverband hält nach neuen Ufern Ausschau. Zyniker könnten einen Zusammenhang herstellen zwischen Neokonservativismus und dem postulierten Aufstieg einer Stadt, der die Moderne fast schon aus Tradition, gelinde gesagt, suspekt erscheint. Zumindest letzteres liegt jenseits von Spekulationen, denn was Lion Feuchtwangers Roman “Erfolg” für das München der Weimarer Zeit als repressive Kunstreaktion diagnostiziert, wird im “Dritten Reich” von München als “Hauptstadt der Kunst” bei weitem in den Schatten gestellt. Diskussionen in jüngerer Zeit um Michael Heizers “Munich Depression”, um Walter de Marias Beitrag zur Olympiade, über den Ankauf von Beuys’ “Zeige deine Wunde” bis hin zu den Skulpturen Richard Serras belegen, daß zeitgenössische Kunst auch heute noch in der “Kunststadt” nicht nur auf Unverständnis, sondern offene Feindseligkeit stößt.
Vor diesem Hintergrund ist es keineswegs selbstverständlich, wenn die inzwischen erfolgsgewohnte “Kunsthalle der Hypokulturstiftung” in der von Felix Zdenek initiierten und von mehreren Beratern begleiteten Ausstellung Münchner Kunst jüngster Prägung präsentiert. Als die Auswahl der Künstler offensichtlich maßgeblich bestimmende Kriterien dienten offenbar künstlerische Aktualität -“neuwilde” Tendenzen sind bewußt ausgeklammert – und die weitgehende, mitunter beachtliche überlokale Präsenz der Künstler. Neuentdeckungen werden allerdings nicht riskiert, die…