Marius Babias
Fluxus da capo
Wiesbaden, 6.9. – 18.10.1992, 12 Orte
George Maciunas arbeitete in der Wiesbaden Airbase. Emmett Williams war – ebenfalls in Wiesbaden – bei der Armeezeitschrift “The Stars and Stripes” als Kulturredakteur beschäftigt, wo er die Werbetrommel rührte für die “Internationalen Festspiele Neuester Musik” (1.9.-23.9.62). Kostprobe aus einem damaligen Interview mit Ben Patterson: “Sie meinen, man kann Musik nach dem bloßen Fußabdruck eines Elephanten machen?” – “Ja, das ist etwas, das jeder Spieler für sich herausfinden muß … und jedesmal neu herausfinden muß.” Die amerikanische Armee, von Künstlern unterwandert, sponserte also die Geheimwaffe Fluxus. Doch Ernst beiseite.
Was Fluxus ist, beschreibt man am besten mit folgender Geschichte:
Maciunas, laut Dick Higgins “unser Vorsitzender, wenn auch nicht wirklich unser Leiter”, wollte einen Fluxus-Staat gründen. Befreundete Künstler wurden bereits zu Ministern ernannt. Ein von Joe Jones gesteuertes Flugzeug, an Bord die Fluxus-Gemeinde, sollte einfach losfliegen und irgendwo auf einer zu kaufenden Insel landen. Daraus wurde nichts.
Ein schöner Traum blieb auch Maciunas’ projektierte Fluxus-Zeitung im Vorfeld jener skandalumwitterten Festspiele im Museum Wiesbaden. Sie ist nie erschienen. Wäre das Flugzeug tatsächlich irgendwo gelandet, der neue Künstler-Staat hätte nur unter dem Preis des Utopieverlusts errichtet werden können. So aber blieb die Idee unschuldig, der Traum von der Veränderung der Welt durch Gedanken wurde auch ohne die Tat erfüllt.
Fluxus ist Luxus mit F. Das dem Geist des Internationalismus verpflichtete Phänomen Fluxus, gleichzeitig in New York, Tokio, Köln und Paris entstanden und zunächst musikalisch orientiert, äußerte sich in einem weltweit verteilten, permanent kommunizierenden und noch heute freundschaftlich verbundenen…