Hajo Schiff
Fluidity
»50 Years Later: The dematerialisation of the art objekt from 1966 to 2016«
Kunstverein in Hamburg, 30.1. – 10.4.2016
Auf der Treppe hört man die junge Künstlerin Hanne Lippard seltsame Statistiken über das Internet rezitieren, mit der stets wiederholten Konstante: „… and 10% cat-videos.“ Weitere Hörstücke, Konzepte und Projektionen von 19 Künstlerinnen, Künstlern und Künstlergruppen umfasst die Ausstellung, deren wichtigster Referenzpunkt der Begriff der Dematerialisierung ist. Lucy R. Lippard hatte ihn 1968 erstmals in die Kunstdiskussion eingebracht. Die kuratorische Hommage von Bettina Steinbrügge vom Kunstverein, Nina Möntmann vom Royal Institute of Art in Stockholm und Vanessa Joan Müller von der Kunsthalle Wien an die 1937 geborene New Yorker Kunstwissenschaftlerin, Kuratorin und Feministin zeigt sich schon im vollständig neun Zeilen langen englischen Ausstellungstitel, der ihr grundlegendes Buch mit dem seitenlangen Titel „Six Years: The dematerialisation oft he art objekt from 1966 to 1972: a cross-reference book of information on some esthetic boundaries…“ variiert.
Der Kunstbetrieb kommuniziert weitgehend Englisch. Und das Publikum ist international, jemand hat sogar eine Dollarnote verloren. Sie liegt im Müll, der sich in einigen Ecken der Ausstellungshalle gesammelt hat. An der Wand darüber ein rosa Kunstseidenbanner: „An Artist Who Cannot Speak English Is No Artist“. Auf welcher Ironie-Ebene ist dieses Wort-Werk des Kroaten Mladen Stilinović zu verstehen? War der international gut vernetzte Künstler 1992 verärgert über den westlichen Kunstmarkt? Jedenfalls ist es ein Statement zur Wichtigkeit der Worte: „…it may be necessary for the writer to be an artist as well as for the artist to be…