Peter Funken
Florian Trümbach
“8. Berliner Aktion”
Salon Bichette, 9.2.-7.3.1989
Die Off-Galerie “Salon Bichette” ist seit dem Juli ’88 ein Treffpunkt für die junge, experimentierfreudige Kunstszene Berlins. Die Ini-tiatorinnen, Lena Braun und Suse Eichinger, verstehen das Projekt “Bichette” als unabhängigen, multimedialen und akuten Ort für Zwischenfälle und Kunstaktionen. Seit der Eröffnung fanden an die 30 Veranstaltungen, Schönheitstage, Müllparties, Ausstellungen und Videovorführungen statt. Im Souterrainraum des “Salons” veranstaltete Florian Trümbach seine 8. Berliner Aktion. Die Performance begann gegen 22.00 Uhr. Zwanzig Minuten später, kurz vor dem Ende, erschien die Polizei in der völlig überfüllten Galerie und formulierte folgenden Verdacht gegen den Künstler und die Galeristinnen: “Verdacht: Verstoß gegen das Tierschutzgesetz am 9.2.1989 gegen 22.30 in der Fürbringerstr. 4, Souterrain-Galerie, in der ein Hahn auf ein Hirschgeweih durch die Brust aufgespießt war.”
Abgesehen von der schlechten Formulierung der Anzeige, entbehrt die Verdächtigung ihrer Grundlage, denn der Hahn war bereits seit Stunden tot, und das Geweih stammte nicht von einem Hirsch, sondern von einer Antilope. Denkt man an die Skandale um die frühen Aktionen von Hermann Nitsch und Otto Muehl in den 60er Jahren zurück, so hat sich seitdem anscheinend nur wenig geändert.
Trümbach gebrauchte bei seiner rituellen Aktion einen kastenartigen Wagen als Mysterienaltar. Darauf befand sich von Anbeginn eine sitzende Schaufensterpuppe, der die Arme fehlten. Daneben stand ein Aquarium mit Goldfischen und einem Hummer. Mumifizierte Fische, ein Plastikfrosch und Plastikblumen lagen als Devotionalien auf dem “Altar”, der von zwei Seiten durch spitze Antilopengeweihe eingefaßt wurde. Eine seltsame grüne Kugellampe beleuchtete die Szene. Trümbach, der mit schwarzer Gummischürze…