Martin Seidel
Florian Slotawa
»Andere Räume«
Landes-Stiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen, 26.10.2012 – 1.4.2013
Florian Slotawa (*1972) ist bekannt für skurrile Anhäufungen von Einrichtungsgegenständen. Schränke, Tische, Waschmaschinen, Skier, Kühlschränke, Kleidungsstücke arrangierte er – etwa in der Bedeutung eines „Heimatreliefs“ – schon vor fünfzehn Jahren zu „Besitzarbeiten“. Ende der neunziger Jahre zerlegte er Hotelzimmer, bastelte aus Türen, Lattenrosten, umgestülpten Sesseln, Matratzen und abgehängten Bilderschmuck Betten und Lagerstätten, fotografierte das Ergebnis als Kunst und baute, ohne Spuren zu hinterlassen, dann alles wieder fein säuberlich zurück. Dem in Berlin lebenden Rosenheimer geht es nicht um wohlfeile Ready-Mades. Aus dem Fundus des Alltags initiiert Slotawa vielmehr Prozesse, die die Dinge an sich und ihre Beziehung zu den Menschen und zur Umgebung hinterfragen. In der Zuspitzung von Nichtkunst und Kunst, von materieller und ästhetischer Betrachtung stellt er Funktionszuweisungen, Besitzverhältnisse, Zugehörigkeiten und Nichtzugehörigkeiten auf den Kopf. Dinge des Gebrauchs verwandeln sich in Objekte einer um sich selbst kreisenden Kunst.
Im Rahmen des Themenjahres „Architektur“ des Arp Museums Bahnhof Rolandseck in Remagen kombiniert Slotawa Fotos und Architekturelemente. Schon vor drei Jahren transferierte er Wände aus seinem Atelier und präsentierte sie mit fotografischen Ansichten in den Räumen der Berliner Galerie Nordenhake. Im neoklassizistischen Bahnhof Rolandseck, der mit dem weißen Richard-Meier-Bau auf der Anhöhe über einen Tunnel verbunden ist und eine spannungsvolle Einheit bildet, werden die Dinge noch komplexer. Zur Ausstellung, die nur teilweise „Ausstellung“, vielmehr auch Intervention ist, gehören wieder Schwarzweißfotos des in einem Geschäftshaus der sechziger Jahre befindlichen Ateliers; dazu gehören ferner Wandscheiben von Mies van der Rohes Haus…