VITUS H. WEH
Florian Pumhösl
Galerie Krobath Wimmer, Wien, 9.11. – 22.12.2001
Die Ästhetik der Moderne versprach einst nichts weniger als die Aussöhnung mit einer immer weiter zersplitternden Welt. Der Schlüssel dazu war die Suggestion von Ähnlichkeit. Selbst die disparatesten Dinge wurden durch visuelle Analogisierungen seelenverwandt, und die in viele autonome Disziplinen mit jeweils eigenen Sprachen aufgesprengte Welterfahrung schien gerade im kristallinen Formenvokabular der Moderne im doppelten Sinne aufgehoben zu sein. Die weißen Kuben der Moderne und die autopoetischen Kristallstrukturen der Natur – das war eine geradezu alchimistische Entsprechung.
Wem dies nicht gleich sinnfällig war, dem wollte man mit Bildvergleichen weiterhelfen. Die Ahnreihe der forcierten Egalisierung kennt genügend prominente Publizisten. Sie reicht vom “Buch neuer Künstler” (Kassák/Moholy Nagy, Wien 1922), das Fotos von Hochspannungsmasten, Getreidesilos und Kinoapparat mit Bildern von Boccioni, Kandinsky oder Léger kombiniert, über Le Corbusiers “Vers une Architecture” (Paris 1923), der per Bild die moderne Villa neben einen Ozeandampfer und Autos neben den Parthenon stellt, über Sigfried Giedions “Mechanization Takes Command” (Oxford 1948), bis hin zu Gyorgy Kepes’ auf sechs Bände angelegtes Werk “Sehen + Werten”, das sich Mitte der Sechzigerjahre den “Untersuchungen über heutige wissenschaftliche und künstlerische Leistungen und deren Integration in der modernen Welt” widmete.
Auch wenn heute leicht durchschaubar ist, wie sehr diese visuellen Beweisführungen auf den Effekten der s/w-Ästhetik und der Manipulation mit den Größenverhältnissen beruhen, so kann ihre Eleganz doch nach wie vor faszinieren. Florian Pumhösl (Jg. 1971) würde sich möglicherweise sogar als ein Aficionado dieser Rhetoriken bezeichnen. Die Ausstellung, die er in der Wiener Galerie…