Marius Babias
Fliegender Bau
Fritz Balthaus will Mies van der Rohes »Trinkhalle« zur Mini-Kunsthalle in Berlin umbauen
Brauchen Künstler/innen heute riesige Ausstellungsgaragen? Nein, sagt Fritz Balthaus. Er hat die Ersatzteillager, die sich Museum nennen, satt. Zwar verließ die Kunst seit den 60er Jahren immer wieder die Museen und eroberte sich kurzfristig andere Orte, doch letztlich kehrte sie ins Museum zurück. Die Hülle blieb, auch wenn der Inhalt wechselte. “Als Künstler”, so Balthaus, “möchte ich deshalb einen Bau entwickeln, der den lokalen und administrativen Charakter traditioneller Museen und Kunsthallen nicht mehr einlöst und sich den Erfordernissen neuer Kunst stellt.” Seine Alternative ist ein `fliegender Bau’, der so mobil, verwaltungsarm und unabhängig sein soll wie die aktuelle Kunst selbst. Sein Kunstkiosk orientiert sich an Mies van der Rohes “Trinkhalle” in Dessau aus dem Jahre 1932, Keimzelle des Neuen Bauens und sozialer Treffpunkt zugleich. Mies, seit 1930 Nachfolger von Hannes Meyer am Bauhaus, hatte eine von Gropius errichtete, zwei Meter hohe Schutzmauer aufbrechen, Verkaufsfenster und Flachdach einfügen lassen. Wenn man so will, ein ironischer Kommentar auf das Neue Bauen mit den Stilmitteln des Neues Bauens. Balthaus geht es aber nicht um die Rekonstruktion einer vergessenen Ikone der Architekturgeschichte, zumal die Baupläne verschollen sind und er nicht in der ursprünglichen Massivbauweise, sondern ein Metall- und Holzskelett aufbauen will, worauf wetterfestes Schalholz angebracht werden soll. Die “Trinkhalle” als Architekturvitrine. Die Ausstellungen sollen von außen durch die Glasscheibe Tag und Nacht einsehbar sein. Keine teure Miete, kein Direktor, kein Bewachungspersonal. Eine kleine Experten-Kommission könnte das Ausstellungsprogramm unbürokratisch gestalten….