Angela Stief
Flaming Creatures.
Obsessive Selbstinszenierungen von Leigh Bowery bis Cybersissy & BayBjane
Flaming Creatures lautet der Titel eines Films des 1989 verstorbenen, amerikanischen Filmregisseurs Jack Smith, der von John Waters einmal als der einzig wahre Underground Filmemacher bezeichnet worden ist. Er war außerdem eine zentrale Figur für die Performance-Kunst und Vertreter queerer Ästhetik – Zuschreibungen, die im Zusammenhang mit den flammenden, häufig von Leidenschaft angetriebenen Erscheinungen, um die es hier gehen soll, nicht selten diskutiert werden. Der Schwarzweißfilm Flaming Creatures, der in den USA genauso wie in Europa wegen pornographischer Inhalte lange verboten war, entstand 1963 im spontanen Low Budget Camp Milieu der New Yorker Avantgarde aus einem dilettantischen Nichts: inspiriert von der Epoche der Superstars wurden Gossenkinder zu glamourösen Erscheinungen stilisiert und der New Yorker Bankangestellte René Rivera verwandelte sich in den puertorikanischen Transvestiten Mario Montez, der wiederum eine Persiflage auf die Hollywooddarstellerin Maria Montez darstellte. Die visuelle Sprache, die Verkleidungskunst und Opulenz des als lange Zeit verstörend empfundenen Films, der heute Kultstatus hat, und seiner Protagonisten, war der Sinnlichkeit der Märchen aus 1001 Nacht geschuldet und zelebrierte in exzessiven Schmink-, Tanz- und Sexszenen eine hedonistische, selten gebrochene Lebenslust, die sich aus den dunklen und animalischen Seiten des Lebens, der Maskerade, der Wollust und der Enthemmung speiste.
Von den glühenden Kreaturen der amerikanischen Metropole der 1960er Jahre ist es kulturphänomenologisch nicht weit zu den dokumentarischen Aufzeichnungen des britischen Künstlers Dick Jewell, die er Anfang der 1990er Jahren im angesagten Club Kinky Gerlinky in London mitgeschnitten hat. Sein gleichnamiger Film von 2002,…