Thomas W. Kuhn
Flaming Creatures
»Jack Smith im Kontext«
Julia Stoschek Collection, Düsseldorf, 8.9.2012 – 29.6.2013
2011, so berichtet Julia Stoschek im Vorwort zum Ausstellungskatalog, begegnete die in Düsseldorf ansässige Sammlerin erstmals dem Œuvre von Jack Smith. Zwischen Mai und Juni hatte die New Yorker Galerie Barbara Gladstone eine Auswahl an Exponaten des US-amerikanischen Underground-Künstlers vorgestellt. Sie sind Teil des 2008 von Gladstone erworbenen Archivs des 1932 in Columbus, Ohio geborenen und 1989 in New York City verstorbenen Künstlers. Bilder, Objekte und Filme gaben Einblick in das vielfältige Werk Smith’s, der seit 1953 in der Stadt an der Mündung des Hudson River aktiv war. Julia Stoschek erwarb das filmische Gesamtwerk und machte dieses zum Bezugspunkt des gegenwärtigen Ausstellungsprojekts. Ältere und ganz neue Objekte ihrer Privatsammlung wurden ideell um die Filme und einige Objekte und Bilder Jack Smiths herumgruppiert.
Den doppeldeutigen Titel erhielt die Schau vom bekanntesten Film Smith’s „Flaming Creatures“. In Flammen stehende Kreaturen, das sind die sich in dem Film lasziv gebärdenden Männer, Frauen, Transsexuellen und Transvestiten, die neben der Zurschaustellung expliziter Körperteile Anlass gaben, den Film seit der Premiere 1963 mehrfach wegen Obszönität zu beschlagnahmen. Und vielleicht ordnet der Titel poetisch auch einige der an der Ausstellung beteiligten Künstler dieser von Smith postulierten Spezies Mensch bei, Künstler von Mike Kelley über John Bock bis Ryan Trecartin.
Als ästhetische Klammer, die auch Brücken zwischen Werk und Biografie schlägt dient der Begriff „Camp“, der 1964 in einem berühmt gewordenen Essay von Susan Sontag in 58 Thesen erläutert wurde. Dieser Aufsatz bildet im Katalog im…