Andreas Denk
fireproof / feuerfest
Wandelhalle e.V. im Haus Gereonswall 15, Köln,11. – 21.11.1993
Silvesternächte haben mitunter weitreichende Folgen. Ein alleingelassener Feuerwerks-Blindgänger explodierte im Erdgeschoß eines Hauses am Kölner Gereonswall und setzte das Gebäude in Flammen, als seine Bewohner auf die Straße geeilt waren, um den Jahresanfang zu feiern. Das Resultat: eine ausgebrannte Wohnung, ein verrußtes, unbewohnbares Haus, dem wohl der Abriß bevorsteht.
Kuratorin Petra Stilper vom Kölner Verein “Die Wandelhalle”, der sich seit mehreren Jahren mit Projekten (zuletzt 1992: “Nur 72 Stunden”) um die künstlerische Verbindung von Kunst und Architektur bemüht, wollte in der nun verwüsteten Behausung ursprünglich Architekten und Künstler zu Veränderungen und Stellungnahmen herausfordern.
Trotz weitreichender Probleme mit den Architekten, die bei der Realisierung des Projekts gänzlich ausstiegen, hat sich eine instruktive Situation im Gebäude ergeben.
Das Haus am Gereonswall steht im Sanierungsgebiet. Im Nachbarhaus residiert die “Treberhilfe e.V.” als Eigeninitiative Obdachloser; in den benachbarten Gassen entwickelt sich eine städtebauliche und soziale Gemengelage mit Kneipen, Sperrmüll und Betriebsgebäuden ehemaliger Kleinbetriebe. Eine Straße weiter drehen sich bereits Baukräne.
Die eigenartige Situation der verlassenen, aber dennoch mit Lebensspuren ausgestatteten Behausung haben nicht alle eingeladenen Künstler wahrgenommen oder berücksichtigt: Chen Zhen, Mark Dion, Mike E. Sale und Marcel Odenbach haben sich der morbid-romantischen Stimmung nur insofern angenommen, als sie bereits existierende Werke in die Räume gestellt haben. Die in diesem Zusammenhang besseren Arbeiten befassen sich unmittelbar mit dem Gebäude, den Wohnsituationen, die es geboten haben mag, und der in Details ablesbaren Historizität des Baus. Schon beim Eintritt sieht sich der Besucher im Erdgeschoß einer Herausforderung ausgesetzt….