Michael Nungesser
Fire and Forget. On Violence
KW – Institute of Contemporary Art, Berlin 14.6. – 30.8.2015
Gewalt ist ein alltägliches Problem im menschlichen Zusammenleben, omnipräsent nicht nur in den Medien, sondern auch in der Kunst, diesem besonderen, hochkomplexen Medium. In den Ausstellungen der Kunst-Werke Berlin spielt Gewalt von Beginn an eine wichtige Rolle. Erinnert sei an Präsentationen der “Desastres de la guerra” von Francisco de Goya und zeitgenössische Werke von Dinos & Jake Chapman im Jahr 2000, an die dokumentarisch-künstlerische Auseinandersetzung mit “Verbrechen der Wehrmacht” (2002) und “Zur Vorstellung des Terrors: Die RAF-Ausstellung” (2005) oder an die Gruppenschau “You killed me first” (2012). Nun steht Gewalt als Leitgedanke im Zeichen von “Fire and Forget”: Im militärischen Jargon bezeichnet dies den Einsatz von Waffen, die selbst steuernd aus der Ferne funktionieren. Ellen Blumenstein, Chef-Kuratorin der KW und schon Co-Kuratorin der RAF-Ausstellung, und der Philosoph Daniel Tyradellis haben die Ausstellung mit Werken von rund fünfzig internationalen Künstlern konzipiert, von denen nur wenige direkt dafür entstanden, manche dagegen schon aus den 1960er Jahren stammen.
“Fire and Forget. On Violence” ist über drei Stockwerke verteilt und gliedert sich in vier Themenbereiche: Grenze – Affekt – Erinnerung – Ereignis. Zum Betreten der Grenzabteilung muss man die Installation “Tourniquet” von Daniil Galkin (*1985) passieren, ein scheinbar labyrinthisches Drehkreuz, das zugleich Gitterwände andeutet. Eines der ersten auffallenden Bilder in “Grenzen der Gewalt” ist das Großfoto “Genoa” von Julian Röder (*1981), dessen wie ein hilfloser Tourist auf der Straße stehende vermummte Demonstrant mit Stadtplan in der Hand und Backsteinen zu…