Annelie Pohlen
Fiona Tan
»Ausgangspunkt«
Museum für Gegenwartskunst, Siegen, 6.7. – 27.10.13
Henry, wie er die längste Zeit im Film genannt wird, lebt in einem pompösen historischen Milieu. Er ist alt und in den vielen, mal prachtvollen, mal gruselig kargen Räumen immer unterwegs. Wer ist dieser alte Mann, der am Ende des Films plötzlich Ang Lee heißt? Weiß er es selbst? Weiß er, wo er ist? Dass er unter Demenz leidet, erzählt eine Stimme aus dem off – und vieles mehr, was die Identität dieses ‘sprachlosen’ Individuums zunehmend unterminiert. Er muss einmal sehr schön gewesen sein, ganz so wie der exotische Palast, in dem er lebt. An manchen Stellen möchte man es eher Hausen nennen, wenn er sich in einer Art Dachkammer neben einem aufgespannten, schwarzen Regenschirm auf einer dünnen Unterlage zur Nacht bettet. Dann wieder besticht die Präzision seiner Handlungen – beim zeremoniellen Teetrinken, bei rituellen Körperübungen, wenn er der vollen Pracht der Räume huldigt, indem er Lampenketten auslegt, den Boden fegt oder den Globus studiert. Ob er die verblassten Tapisserien, die grandiosen Kamine, Gefäße und die blinden Spiegel zu schätzen weiß? Wo befindet sich der Palast? Und was hat Henry alias Ang Lee damit zu tun? All der prachtvollen Fenster zum Trotz, man weiß meist nicht einmal, ob draußen Tag ist oder Nacht. Der Mann und das Haus, sie passen irgendwie zusammen in ihrem Aus-der-Zeit-Gefallen-Sein. Es gibt das Haus. Es ist die pompöseste Fälschung, die sich der englische König Georg IV Anfang des 19. Jahrhunderts in Brighton hat einrichten lassen….