Finlay-Skulptur an Frankfurter Bankhaus
In Gärten und Parkanlagen stellt er gerne seine Skulpturen auf, nun hat er sich an ein Bankgebäude gewagt: Ian Hamilton Finlay, seit seiner Guillotinen- und Tempelinstallation auf der Kasseler documenta 1987 ein gefragter Künstler, hat für das Gebäude des Frankfurter Bankhauses Schröder Münchmeyer Hengst & Co. in der Friedensstraße, nahe des Theaterplatzes, das architektonische Äußere und Innere gestaltet. Anfang März wurde das neue Werk eingeweiht. Sechs beschriftete Granitplatten sind in einer beinahe rhythmischen Reihe in die Fensterfront des Erdgeschosses eingelassen und mit Säulen und Architraven eingerahmt. Die Steine tragen in gotisierenden, grauen Lettern kurze Texte in englischer Sprache, die von außen wie innen lesbar sind.
Es beginnt, wie bei einem Lexikon, mit einem in großen Buchstaben gemeißelten Wort, dem die Erklärung samt einem Zitat und der Quellenangabe folgen. Die sechs Stichwörter lauten “Affluence” (für Überfluß) – “Capital” (für Kapital und Kapitell) – “Farthing” (für einen Viertelpenny) – “Patch” (für einen Flicken oder Fleck) – “Sackcloth” (für Sackleinen) – “Wild Flower” (für Wildblumen). Sie werden von Zitaten aus der Bibel und Predigten von Geistlichen, aus Palladios Lehrbüchern zur Architektur, aus der Historie der Französischen Revolution und aus einem politischen Werk begleitet. Die Texte spielen auf Bescheidenheit und Demut an – eine menschliche Geste, wenn man an die arroganten “Peanuts”-Vorstellungen anderer Bänker denkt.
Wie hintergründig der 1925 geborene Schotte Finlay mit seiner Bildungsprosa ist, wird an dem (hier übersetzten) Flicken-Text deutlich: “Flicken, ein ganzes Teil. Doch die Gnade erfreut das Einfache und Demütige, verachtet auch grobe Dinge nicht und scheut sich…