Fiktion der Kunst der Fiktion
Eine Dokumentation in zwei Teilen herausgegeben von Thomas Wulffen
Spätestens seitdem Horst Schlämmer sich am Wahlkampf des vergangenen Jahres beteiligt hat, ist die Fiktion in der Alltäglichkeit angekommen. Und so mancher Wähler wird sich gewundert haben, dass die Horst Schlämmer Partei (HSP) nicht auf dem Wahlzettel stand. Dabei handelte es sich um eine äußerst geschickte Werbung für einen neuen Film mit Hape Kerkeling. Dennoch mochte diese Kampagne für das Wahlvolk auch aufklärerische Züge haben. Denn die Frage, wo die Fiktion beginnt und die Realität endet, mag bei manchen politischen Gegebenheiten durchaus sinnvoll sein. Das wird besonders deutlich in der Frage nach Steuererleichterungen für den Bürger dieses Staates.
Die Grenze zwischen Fiktion und Realität ist keinesfalls festgelegt und je nach Sichtweise und Hintergrund mag sie sich verschieben. Wo sie im politischen Feld kaum mehr reale Folgen hat, ist dieser Grenze im kulturellen Bereich kaum sichtbar. Das gilt auch für die zeitgenössische Kunst, deren Status zuweilen fragwürdig ist. Und sei auf der Grundlage exorbitanter Preise, die dem Laien nicht mehr zu vermitteln sind. Da erscheint schon ein Moment der Fiktion, weil die Preisgestaltung nur noch für den Profi nach zu vollziehen ist.
Dieses zweibändige Themenheft geht den Erscheinungsweisen des Fiktiven in der zeitgenössischen Kunst nach, aber erlaubt sich auch einen Blick zurück auf die Kunstgeschichte, beispielhaft vorgeführt an der Künstlerfigur Vincent van Gogh und deren Gestaltung durch den Kunsthändler Julius Meier-Gräfe. Ein zeitgenössisches Pendant dazu ist die Künstlerin SUSI POP oder die Künstlergruppe Claire Fontaine, deren Mitglieder sich im Verborgenen halten….