Ursula Maria Probst
Figura cuncta videntis
»Das allsehende Auge – Hommage an Christoph Schlingensief«
Thyssen-Bornemisza Art Contemporary T-B A21, Wien, 16.11.2010 – 16.4.2011
Eindringlich hallt eine aufgeregte Stimme durch das Treppenhaus der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary. Als Geräuschquelle stellt sich die Videoinstallation „Hochparterre, Himmelpfortgasse Wien“ (2010) der türkischen Künstlerin Nevin Aladag heraus. Ein Screen vis à vis der Treppe zeigt, wie eine Frau wild gestikulierend am Fenster steht. Gedreht wurde das Video vor Ort in der Himmelpfortgasse. Es ist Teil einer Performancereihe, die jeweils einen speziellen Ort durch Statements von PassantInnen oder TouristInnen einer künstlerischen Analyse unterzieht. Nevin Aladag befragt diese zu ihren Eindrücken und Erlebnissen, ihren Erfahrungen als Ausländerin in der Stadt, zu Akzeptanz und über politische Zwiespälte, erhält darauf teils ernüchternde, teils euphorische und sehr persönliche Antworten. Im Bild sind schließlich nicht die Interviewten, sondern eine Schauspielerin, die deren Originalton lippensynchron performt.
Anlässlich der Ausstellung „Figura cuncta videntis (das allsehende Auge) – Hommage an Christoph Schlingensief“ wird um dessen Installation „Animatograph-Iceland Edition (House of Parliament/House of Obsession) Destroy Thingvellir“ (2005) eine Schau von Performances und performativen Arbeiten als Parcours gruppiert. Die Thyssen-Bornemisza Art Contemporary gibt seit 2004 performative, transmediale Arbeiten an internationale KünstlerInnen wie John Bock, Chicks on Speed und Douglas Gordon, Anetta Mona Chisa & Lucia Tkacavo, Ragnar Kjartansson, Jonathan Messe oder Gregor Schneider in Auftrag und produzierte in Kooperation mit der Staatsoper Unter den Linden in Berlin die Reihe „Relation in Movement“ (2005-2007). Vom Live-Ereignis der Performance ausgehend findet in einem durchinszenierten Setting unter Einbeziehung von Kunstobjekten, Projektionen und Screenings…