Claudia Posca
Fernando Sinaga
Boden- und Wandskulpturen
Galerie m, 2.9.-12.11.1989
Hatte man bislang wenig über die aktuelle spanische Kunstszene erfahren können, scheint es in diesem Jahr unmöglich geworden, sie nicht als Bestandteil des Kunstgeschehens zu entdecken: Antonio Tàpies in Düsseldorf, Susana Solano in Mönchengladbach, die Sammlung der Fundacio Caixa de Pensions in Düsseldorf und jetzt Fernando Sinaga in Bochum. Spanien scheint tatsächlich im Aufbruch begriffen (vgl. Bd. 94), was sicherlich auch damit zusammenhängt, daß es hier einen neuen Kunstmarkt zu entdecken gibt, der Neues verspricht und mit Unbekanntem konfrontiert. So scheint sich auch die Galerie m Konfrontationen wieder zu öffnen, die über ein eng bemessenes Konkretionsverständnis hinausweisen. Mit der Ausstellung Fernando Sinagas (1951 in Saragossa geboren; seit 1989 Professor für Bildhauerei an der Universität Salamanca) präsentiert die Galerie m einen Künstler, der die Traditionen der konkreten Kunst in eigenwilliger Weise interpretiert: Elementarität und Reduktion sind in gleichem Maße für ihn werkbestimmend, in welchem es das mit dem Zeitverständnis und -empfinden des Betrachters spielende einzelne Werk ist. Indem Sinaga, der neben Manuel Saiz Teilnehmer der diesjährigen Biennale von São Paulo ist, seine aus Blei und/oder Aluminium bestehenden Wand- oder Bodenobjekte mit Stearin überzieht oder das Metall zu Oxidationsreaktionen herausfordert, indem er die z.T. röhrenartigen Hohlformen mit Beton ausgießt, provoziert er Spuren an der Materialoberfläche. Es sind anonyme Spuren, die keinen Autor thematisieren, die aber sehr wohl die Assoziation von Eingriff und Prozeß bewirken und darin zugleich Zeitvorstellungen beim Betrachter in Gang setzen. Allerdings stellt sich ebenso unmittelbar eine Irritation ein, die mit der Frage…