Christian Huther
Dank des erweiterten Kulturbegriffs wurde dann vieles – ja fast alles – gefördert, eingerichtet oder neu gebaut. Das hatte ein allmähliches Ausfransen der Konturen zur Folge; Beliebigkeit und Austauschbarkeit bekamen die Oberhand. Zudem unterschätzte man wohl die Folgekosten der vielen neuen Häuser, wie die ersten Schließungen zeigen. Heute geht es schlichtweg darum, das Bestehende zu erhalten und zu pflegen. Selbst das funktioniert auf Dauer nur, wenn man versucht, kostengünstiger zu wirtschaften.
Schon vor über drei Jahren warnte Werner Heinrichs, Kulturamtsleiter in Ludwigsburg, in der FAZ: “Bisher gilt die einfache Regel: Wenn Künstler, Kulturvermittler und Presse ein Kulturangebot für sinnvoll und wünschenswert erkannt haben, sind von den Gremien dafür gefälligst die Gelder bereitzustellen. Gleichzeitig nach Marketing und Wirtschaftlichkeit zu fragen, gilt als unfein. Doch wenn die Kulturverwaltungen nicht handeln, werden es über kurz oder lang die politischen Gremien tun, und das bedeutet in der Regel Kürzung der Mittel und Streichung von Angeboten: für alle Beteiligten sicher die schlechtere Lösung.”
Christian Huther
»Ferment« der Kommunalpolitik
Nicht nur Frankfurts Kulturpolitik kriselt
Hannover ist erst der Anfang, wie Dieter Ronte vom Sprengel-Museum richtig prognostizierte. Stuttgart und Frankfurt folgten (noch) mit anderen Problemen auf dem Fuße. In Niedersachsens Landeshauptstadt wurden nämlich schon Museumsabteilungen wegen fehlenden Wachpersonals geschlossen, wenn auch nur kurzfristig. Immerhin hatte man erst ein paar Monate zuvor das erweiterte Sprengel-Museum gefeiert. In Stuttgart soll die dringend notwendige Sanierung der Alten Staatsgalerie auf Jahre verschoben werden. Zuvor hatte man bereits auf einen Erweiterungsbau für Wechselausstellungen verzichtet.
Auch bei Frankfurts Kulturpolitik, die noch vor wenigen Jahren im Aufwind zu liegen…