Feministische und Queere Kampfzonen
Körperbilder, zwischen Sexualität,
Zärtlichkeit und Verwundbarkeit.
von Juliane Rohr
Die Strahlkraft des Surrealismus reicht ungehemmt bis in die Gegenwart der zeitgenössischen Kunst. Glaubt man Instagram, Pinterest und anderen sozialen Medien, ist es der beliebteste Kunststil überhaupt. Mit dem Label „surreal“ lassen sich bis heute Werke aus Kunst, Film und Literatur versehen, auch im täglichen Gebrauch ist das Wort präsent. In den vergangenen Jahren ist endlich auch von aktiven Surrealistinnen wie Meret Oppenheim, Toyen oder Leonora Carrington die Rede. Sie brachen die Frauen-Konstrukte der männlichen Kollegen auf und drehten die Perspektive auf den weiblichen Blickwinkel, waren nicht mehr nur passives Objekt männlicher Fantastereien. Die Ausstellung Fantastische Frauen in der Frankfurter Schirn bereitete 34 surrealistischen Künstlerinnen von Oppenheim bis Kahlo im Jahr 2020 erstmals museal eine große Bühne. Wie ein roter Faden zieht sich durch das Digitorial dazu eine queer-feministische Betrachtungsweise.1
Mit der 59. Biennale Venedig The Milk of Dreams zwei Jahre später, setzte Cecilia Alemani noch eines drauf und gab dem Surrealismus extra viel Raum: sie machte den Titel eines Fabelbuches für Kinder von Carrington aus den 1950er Jahren zum Motto der Biennale und zeigte in ihrer Hauptausstellung zu 90 Prozent Künstlerinnen. Der Schwerpunkt der Kuratorin lag auf dem Werk von Frauen, die mit schillernden Welten, Körper-Metamorphosen, fließenden Identitäten, Cyborgs und dem Ende des Anthropozentrismus in der Kunstwelt Reibung erzeugten. In der Jetztzeit erscheinen in der zeitgenössischen Malerei verstärkt gesellschaftsrelevante Themen, Feminismus, Körper- und Frauenwelten und können durchaus surrealistisch gelesen werden. Allerdings würden sich die meisten nicht als Surrealistinnen bezeichnen, obwohl sie…