Köln
FEMININE II
Ulrike Rosenbach – Johanna Reich
Galerie PRISKA PASQUER 22.02. – 30.03.2019
von Ann-Katrin Günzel
„Denken Sie nicht, daß ich eine Amazone bin“ lautet wie eine Warnung der Titel einer Arbeit aus dem Jahr 1974 von Ulrike Rosenbach. Obwohl sie in dem gleichnamigen Video mit Pfeil und Bogen auf ein Madonnenbild von Stefan Lochner aus dem 15. Jhd. schießt und damit die Rolle der starken, angriffslustig-kämpferischen und mutigen Frau einnimmt, welche das traditionelle (Rollen)Bild der sanften, frommen und duldsamen Frau angreift, so wird bei genauer Betrachtung der Videostills schnell deutlich, dass das Gesicht der Madonna innerhalb des Heiligenscheins von dem der Künstlerin in einer Projektion überlagernd ergänzt wird. Rosenbach setzt also nicht eine Identitätszuschreibung an Stelle einer anderen, sie wendet sich vielmehr gegen jede Festschreibung der Frau in Kategorien wie Mutter oder Kriegerin, Hure oder Heilige – sie vereint die Gegensätze und bleibt dabei im Unbestimmbaren, Vielschichtigen und immer wieder neu Entstehenden.
Für die feministische Geschichte der Kunst ist Ulrike Rosenbach (* 1943) nicht wegzudenken. Sie gehört zu den Pionierinnen der Video- und Performancekunst und beschäftigt sich bereits seit Ende der 1960er Jahre multimedial mit dem Thema der weiblichen Identität. In zahlreichen Arbeiten hat sie ihre eigene Rolle als Frau in einer männlich dominierten Gesellschaft thematisiert, analysiert und künstlerisch hinterfragt, indem sie mit Verhaltensmustern und Zuschreibungen gespielt hat und sich damit einerseits einer Festlegung entzogen, andererseits die Problematik von fortdauernden Zwängen, die aus Geschlechterzugehörigkeit entstehen, aufgezeigt hat. Wie aktuell ihre schon in den 1970er Jahren formulierten Ansätze auch heute noch sind, macht…