Kurz Nachgefragt
Felix Stalder Autor und Professor für Digitale Kultur
Felix Stalder, Professor für Digitale Kultur an der Zürcher Hochschule der Künste. Forscht am World-Information Institute in Wien und ist langjähriger Moderator von <nettime>. Zuletzt erschienen: Kultur der Digitalität, Suhrkamp Verlag, Berlin 2016, felix.openflows.com
Roland Schappert: Ihr Buch „Kultur der Digitalität“ von 2016 bietet eine sehr gute Grundlage zum Verständnis der digitalen Transformation in unseren westlichen Gesellschaften und den Auswirkungen auf die künstlerische Produktion und kulturelle Vielfalt. Was hat Sie veranlasst, dieses Buch zu schreiben?
Felix Stalder: Ich wollte zeigen, dass wir uns in einer umfassenden kulturellen Transformation befinden, also in einer strukturellen Veränderung, wie Menschen sich in der Welt orientieren und dass wir den Kipppunkt schon überschritten haben. Die neuen kulturellen Muster dominieren heute. Dabei war mir wichtig, zu zeigen, dass diese Veränderungen nicht durch die Technologien ausgelöst wurden, sondern dass die Technologien selbst Teil dieses Wandels sind, den sie wiederum vorantreiben. Seit den 1970er Jahren haben wir es mit sich gegenseitig verstärkenden Prozessen zu tun, die diese Veränderungen unumkehrbar machten. Dennoch: Das bedeutet nicht, dass es keine politischen, gesellschaftlichen oder kulturellen Alternativen mehr gibt. Die gibt es sehr wohl, nur müssen sie unter den neuen Bedingungen gedacht werden.
Sie beschreiben drei formale Eigenheiten, welche die Kultur der Digitalität erst verstehbar machen, als eine zusammenhängende Entwicklung und bezeichnen sie mit Referentialität, Gemeinschaftlichkeit und Algorithmizität. Wenn ich Ihre Untersuchung aus dem Blickwinkel der gegenwärtigen und möglicherweise zukünftigen Kunstproduktion betrachte: Ist das Spannungsfeld der Kunst dann nur noch eine Frage der…