Renate Puvogel
Felix Gonzalez-Torres
Sprengel Museum, Hannover, 1.6. – 24.8.1997
Kunstverein St. Gallen/Kunstmuseum, 6.9. – 16.11.1997
Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien, Herbst 1998
Als die Nr. 6 des österreichischen Wochenmagazins “profil” am 5.2.1996 mit einem doppelseitigen Beitrag von Felix Gonzalez-Torres erschien, lebte der Künstler nicht mehr. Der aus Kuba stammende Künstler erlag, erst 38 Jahre alt, in Miami seiner AIDS-Krankheit. Dieses Journal-Insert aus der Serie “Travelling Eye” (verantwortet vom “museum in progress”, Wien) zeigt inmitten der einheitlich grau getönten Seiten einen kleinen, schwarzen Vogel gleichsam in die Unendlichkeit des Himmels entfliegen – die vom Künstler mehrfach gebrauchte Metapher für Freiheit und Ungebundenheit mutiert hier zugleich zum persönlichen Abschiedsgruß. Bei dem Vogel in verdüstertem Himmel handelt es sich um einen Geier, ein Raubvogel also, von dem man weiß, daß er sich hauptsächlich von Aas ernährt. Somit ist das schmerzhafte Sichverzehren und grausame Verzehrtwerden des sterbenden Lebewesens mitgedacht.
In dieser Ambivalenz zwischen Körperlichkeit und Spiritualität, zwischen Individualität und Universalität, Privatem und Öffentlichem sind sämtliche Arbeiten des 1957 in Kuba geborenen Künstlers angesiedelt. Und er trägt diese Dualität aus in den zentralen Themen des Menschen wie Liebe, künstlerisches Tun, Vergänglichkeit und Tod, zentriert in der Frage, was das Leben letztlich ausmacht und wie es zu intensivieren ist.
Zwei Arbeiten sind dazu angetan, den Besucher einzustimmen, bevor er die Ausstellungsräume betritt: ein zeitgleich geschaltetes Uhren-Paar, dessen Batterien aber wahrscheinlich irgendwann zu ungleichem Zeitpunkt auslaufen werden; und zum anderen zwei Stapel großdimensionierter Papiere mit den widersprüchlichen Aufschriften: “Nowhere better than this place” und “”Somewhere better than this place”. Diese…