Lili Fischer
Feldforschung – geräuchert
Daß die Kunst etwas mit der Natur zu tun hat – das wissen wir spätestens seit der Zeit, seit der sich Albrecht Dürer nach einer Pflanze bückte. Daß aber die Kunst auch etwas für die Natur kann, könnte, sollte – das geht uns auf … spätestens seit der Zeit, seit diese Pflanze nicht mehr existiert.
Die Frage ist bloß: wie?
Meine Arbeitsweise heißt Feldforschung. Ich gehe vor Ort, untersuche Bereiche wie Halligen (kleine unbedeichte Inseln in der Nordsee), Massage, Heilpflanzen, Haushalt nach künstlerischen Dimensionen, trage diese Ergebnisse sowohl in das Museum wie auch wieder vor Ort – zu den Feldbewohnern selbst – immer mit der Idee, die Grenzerweiterung der Kunst und damit die neue künstlerische Ausleuchtung alltäglicher Bereiche voranzutreiben.
Es sind natürliche Randgebiete, die mich anziehen: wie z.B. die Halligen. Diese Landschaft fotografiere ich Grau-in-Grau – mit Blick auf Horizont, auf Weite, auf Nichts. Beim Zeichnen konzentriere ich mich nur auf Wellengang, auf Vogelflüge oder Wolkenbänke. Ich gehe dann ins Detail, an die Hallig-Kante mit den erkennbaren Spuren der Ablagerungen von Lehm-, Muschel-, Tonschichten und übersetze das geologische Übereinander als Schichtungen von Ideen. Die so gesammelten verschiedenen Blickfelder fasse ich in Buchform zusammen. Die Kunsthalle zu Kiel besitzt eine Kiste mit allen Feldbüchern meiner Hallig-Reisen ab 1971 und gab das »Winterbuch von Norderoog«1 heraus.
So bin ich auch an andere Landschaften herangegangen. In Bleckede war es die winterliche Elblandschaft mit zerklüfteten Uferkanten, Türmen von Packeis und vereinzelten Bäumen im Fluß. Auch hier: Grau-in-Grau-Fotos mit Blick auf Horizont und gleichzeitigem Ende…