Thomas Olbricht
Fasziniert vom Fremden
Thomas Olbricht, 63, Arzt und Chemiker, fünffacher Vater, ehemaliger Vorsitzender des Aufsichtsrates der Wella AG, zudem ein Maniac unter den Sammlern, stammt aus Essen. Seine Sammlung umfasst Werke des 16. bis 18. Jahrhunderts, der klassischen Moderne, Objekte des Jugendstils; den größten Teil aber bilden Werke zeitgenössischer Kunst, vor allem aktuelle Malerei, darunter Arbeiten von Künstlern wie Eric Fischl, Daniel Richter, Maurizio Cattelan, den Chapmans, Franz Gertsch, William Eggleston, Ed Ruscha, Cindy Sherman, Marlene Dumas und von Newcomern wie Corinne von Lebusa, Tomoko Nagai oder Rachel Goodyear. Um mehr über diesen Mann zu erfahren, für den Sammeln eine „Sehnsucht und eine Sucht ist, die ihr Recht fordert“ und über den es heißt, er tue alles, um keinem Stillstand zu erliegen, traf sich Heinz-Norbert Jocks gleich mehrmals mit ihm in Essen.
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Heinz-Norbert Jocks: Von Beruf waren Sie als Mediziner tätig. Zudem studierten Sie Chemie und sind Professor für Innere Medizin im Bereich Endokrinologie an der Universität Gesamthochschule Essen. Anschließend hatten Sie als niedergelassener Arzt die erste Praxis für Endokrinologie im Ruhrgebiet. Warum wollten Sie Mediziner werden? Und dann Sammler? Beides aus Leidenschaft?
Thomas Olbricht: Das ist eine lange Geschichte. Ich habe das Glück, einer vermögenden Familie zu entstammen, die eine chemisch-kosmetische Firma besaß. Von daher studierte ich zunächst Chemie. Da die Firma schnell wuchs und aus jedem Familienzweig jeweils nur einer ans Ruder kam, wurde meine Unterstützung nicht mehr benötigt, so dass ich meinem Wunsch nachgehen und Medizin studieren konnte. Diese Kombination von Medizin und Chemie prädestinierte mich für das Fach…