Fast-Art
Scharf ist scharf
Paris-New York ist Titel der neuesten Ausstellung der Robert Frazer Gallery, London, die zehn Künstler zeigt, die sich unter dem Begriff Fast-Art zusammenfassen lassen.
Kenny Scharf gefällt mir besonders. Seine Bilder, die hier zum ersten Mal in Großbritannien gezeigt werden, sind voller Klischees der Subkultur, Cartoons, Comics und Science Fiction. Kleine grüne Männchen allüberall, dreiäugige Geister, Micky Maus, fliegende Fische und viel Farbe – hier kommt alles zu Wort, was im Kontext Kunst normalerweise Brauen hochziehen läßt. Hier ist jemand offenbar willensstark genug, zu machen was erstens, zweitens und drittens IHM gefällt.
Nach der Biographie zu urteilen, hat er sich immer für Comics und Disneyland interessiert. Er studierte Kunst in Los Angeles und war, nach dem was man so hört, schon immer ein naughty boy. Später, in New York, wurde Keith Haring einer seiner besten Freunde, teilte mit ihm ein Studio. Kenny machte aus Fernsehern, Eisschränken und Telefonen wahre Minimuseen seiner Vorlieben: er klebt darauf Kitsch-, Plastik-, Comicfiguren mit Farbe und Glitzersteinen, während Keith Haring mit Turnschuhen und Sprühflaschen unterwegs war. Das Motto: Making everyday life more fun, oder mache deine Umgebung zu deiner eigenen. Fast-Art. Gebrauchsgegenstände nach Maß. Imitationen haben keinen schlechten Beigeschmack. So wie Roy Lichtenstein Comicstrips verrasterte und populär machte, so akzentuiert Kenny Scharf bewußtes Philistertum. Ein Mona Lisa Teppich – wunderbar, warum kein Teppichbild vom Bildteppich? Karikaturisten, Stiefkinder in der Kunst, haben große Erfindungen gemacht, und darauf bezieht sich Kenny Scharf, der dabei in seinen neuen Bildern einer Technik folgt, die an Erro und Clovis…