Dokument aus dem Katalog
Farbenlehre
Die Welt der Farben stellt sich zunächst vor allem als philosophisches Problem, das unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden muß, um in seinem vollen Ausmaß verstanden werden zu können. In einer Ausstellung, deren Thema Kunst und Wissenschaft ist, bietet sich als Ausgangspunkt Die Farbe als Lehre vom Serien an, da dieser Aspekt bei genauerem Hinsehen alle anderen Blickwinkel miteinbezieht.
Im Bereich der Farbe stellt sich zwischen Kunst und Wissenschaft ein wirklich paritätisches und reziprokes Verhältnis her. Die “experimentelle Methode”, die eine streng wissenschaftliche Vorgehensweise charakterisiert, ist im Bereich der Farbe auch im künstlerischen Schaffen aufzufinden, was schon alleine durch die Tatsache bezeugt wird, daß viele für die Farbforschung kennzeichnende Parameter beiden Arbeitsbereichen gemeinsam sind.
Andererseits ist auffallend, daß viele wissenschaftliche Beiträge zur Farbenlehre Künstlern zu verdanken sind (Goethe, Runge, Munsell, Albers, Itten, um nur einige zu nennen) und daß viele künstlerische Einfülle wiederum auf wissenschaftliche Entdeckungen zurückgehen oder dem Verdienst von Naturwissenschaftlern zuzuschreiben sind (Newton, Chevreul, Von Helmholtz, Hering, Purkinjie, Birren Kanizsa usw.).
Von einem praktischen Gesichtspunkt aus gesehen, ist der bedeutendste Aspekt der Ausstellung zum Thema Farbe durch die “Erscheinungsformen der Farbe” gegeben. Dementsprechend wurde das Ausstellungsmaterial für diese Sektion unter dem Kriterium zusammengestellt, nur auf Werke aus diesem Jahrhundert zurückzugreifen, da die Erscheinungsformen der Farbe in der modernen Kunst anders sind als die in der Vergangenheit.
Zu den veränderten Erscheinungsformen der Farbe hat sich sicherlich die Anwendung neuer Materialien und Technologien beigetragen. Die Ausstellung zielt jedoch darauf ab, zwei dem Entwicklungsprozeß der Farbe in der modernen Kunst innewohnende Tatsachen…