Ronald Berg
Once Upon a Time
»Fantastic Narratives in Contemporary Video«
Video-Arbeiten von fünf Künstlern aus der Sammlung des Solomon R. Guggenheim Museums
Deutsche Guggenheim, Berlin, 8.7. – 9.10.2011
Das Erzählen hat eine lange Tradition und seine Ursprünge gehen weit zurück. Manche glauben, daß in Sagen, Mythen und Märchen „Grundfragen der Menschheit“ behandelt werden. Joan Young, Kuratorin am Guggenheim Museum in New York, erinnert im Katalog zu der von ihr kuratierten Ausstellung in der Deutschen Guggenheim an diese Auffassung. Der Frage, ob man mit einem auf Abbildung des Realen hin konstruierten Bildgebungsverfahren überhaupt etwas fiktives Erzählen kann, stellen sich alle fünf der von Young ausgesuchten Künstler.
Francis Alÿs hat mit seinem Video „Wenn der Glaube Berge versetzt“ das metaphorische Bild von der Kraft des Glaubens einfach in die Realität übersetzt. Aber was heißt einfach: 500 Freiwillige am Stadtrand von Lima, in langer Reihe vorrückend schaufelten solange den Sand einer Düne vor sich her, bis das hügelige Gebilde um zehn Zentimeter verschoben ist. In Alÿs dreikanaliger Videoinstallation dauert das 34 Minuten. Auch wer so lange beim Zuschauen aushält, wird nicht sagen können, ob das Bild der staubigen Düne am Anfang und ihr etwas anderes Profil am Ende des Films tatsächlich beweisen, daß hier ein Berg versetzt wurde. Aber gerade die Ununterscheidbarkeit zwischen Faktizität und Fiktion verweist auf ein wesentliches Moment des filmischen Erzählens. Letztlich gelingt die Erzählung nur Kraft des Glaubens, den der Betrachter den Bildern schenkt. Daß Alÿs seinen aus einer Armensiedlung bezogenen Akteuren zugleich den Glauben an den eigenen Willen gegeben hat,…