Fanny Gonella, Ausstellungsmacherin
Fanny Gonella ist seit Februar 2014 künstlerische Leiterin des Künstlerhauses Bremen. Zuvor war sie am Bonner Kunstverein als Kuratorin tätig. Nach ihrem Studium der Kunstgeschichte an der Ecole du Louvre und an der Sorbonne Paris war sie Mitarbeiterin der Galerie Chantal Crousel in Paris, der Hamburger Kunsthalle und der Galerie neugerriemschneider in Berlin.
Raimar Stange: Gibt es für dich Kriterien, die die Qualität von Kunst bestimmen können?
Fanny Gonella: Es gibt merkwürdigerweise schon Kriterien, die haben sich im Laufe der Jahre entwickelt. Eigentlich gibt es vor allem eines, das sich bewiesen hat: Wenn eine Arbeit oder ein Künstler mir über mehrere Monate im Kopf bleibt und mich beschäftigt, dann ist es an der Zeit, dass ich mich dann mit dem Künstler oder der Künstlerin treffen muss oder ich mich mit seiner Arbeit beschäftigen muss.
Dieser Prozess ist aber auch damit verbunden, dass ich grundsätzlich nie Fotos von Ausstellungen mache. Man sieht soviel, dass man fast einen persönlichen Archivar brauchen würde, um alle Daten zu sortieren und gelegentlich anschauen zu können. Das Vergessen erfüllt der Job auf eine ziemlich effiziente Weise. Wenn ich etwas gesehen und vergessen habe, impliziert es mittlerweile, dass es nicht schlüssig genug war, um in meinem Gedächtnis haften zu bleiben. Aber das, was eine Spur hinterlassen hat, gerade weil man sich viel anschaut, dafür möchte ich mir hin und wieder Zeit nehmen.
Ah, und vielleicht ein anderes wichtiges Kriterium: Widerstand. Wenn eine Arbeit oder eine Ausstellung einen gewissen Widerstand in sich trägt, in dem Sinne, dass sie sich nicht…