Falsche Fuffziger ?
Der Kult um die 50er Jahre ist selbst in der schwerfälligen bundesdeutschen Szene kein Insider-Schwarm mehr, im Gegenteil, die Trendsetter der In-group-Orientierung haben diese Nostalgie-Welle schon wieder hinter sich gelassen und beäugen angewidert, wie nun Hinz und Kunz auf Pferdeschwanz und Entenschwanz abfahren, während im inner circle schon längst andere Epochen favorisiert werden (die wir natürlich noch nicht verraten!). Für die Halbgötter der Schickeria, die mit einem Augenverdrehen ganze Subkulturmoden sterben lassen können, sind die fifties schon wieder passé, sozusagen zum zweiten Mal und damit endgültig absolviert. Zeit für eine Zwischensumme, die Christian Rathke, der 1977 die erste fifties-Ausstellung organisierte, für Kunstforum gezogen hat. Seine Sammelrezension von Büchern, die seit 1977 über die 50er Jahre erschienen sind, analysiert Stärken und Schwächen der Bild- und Essaybände; die kunsthistorische Strenge, mit der er dabei vorgeht, läßt sich nicht von den Oberflächenreizen blenden, an denen die 50er und ihr revival so reich waren. Präzis und kundig macht er die Lücken sichtbar, welche die Rezeption der 50er gelassen hat, und rückt die Gewichte zurecht, die bei diesem revival einseitig zu Gunsten von Design und Schnickschnack verteilt waren, was ihm nur gelingt, weil er diesen Schnickschnack nicht mag. Aber was, wenn nicht der Schnickschnack, hat die 50er Jahre Nostalgie so angeheizt? Warum gibt es solche fifties-Opfer wie mich, die jeden Bildband haben müssen und sich einfach nicht einkriegen können über die ganzen Details? Könnte es nicht daran liegen, daß diese Hingabe mehr ist als nur eine Marotte, daß der Schnickschnack vielleicht der Schlüssel…