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Titel: Künstler als Kuratoren: 9. Berlin Biennale · von Susanne Boecker · S. 282 - 286
Titel: Künstler als Kuratoren: 9. Berlin Biennale , 2016

Fahrgastschiff Blue Star

Eigentlich ist das Fahrgastschiff Blue-Star der Reederei Riedel ein ganz normaler Touristendampfer. Zu regelmäßigen Zeiten schippert das Boot auf der Spree an der Museumsinsel vorbei durch das Regierungsviertel und wieder zurück. Jetzt ist es als mobiler Ausstellungsraum der Berlin Biennale im Einsatz.

DAS KÜNSTLERDUO KORAKRIT ARUNANONDCHAI und ALEX GVOJIC hat das kleine Passagierschiff in ein psychedelisches Environment verwandelt. Halb prachtvoll geschmücktes thailändisches Hochzeitsboot, halb Gothic-Höhle, kollidiert hier ein tropisches Paradies mit apokalyptischer Verwüstung. Auf dem Deck stehen Stühle auf grünem Rasen, üppiger Blumenschmuck rankt über die Reling. Doch das Gras ist durchlöchert, die schicken Stühle sind mit Dreck beschmiert, und am Heck hängen zwei leblose, wie aus dem Schlamm gezogene Gestalten. Gänzlich düster wird es dann im Innenraum des Bootes. In der Mitte liegt eine erschlagene Kreatur, eine Art Rattenbär mit dickem Fell, langem Schwanz und kralligen Tatzen. Auf ihm sitzt ein ölbeschmiertes Kind und starrt auf einen großen Bildschirm. An den schmierig-schwarzen Wänden kleben Kabel und Reste elektronischer Geräte.

In diesem Ambiente lädt eine Landschaft aus weichen Sitzkissen ein, sich den Film mit dem komplizierten Titel „There’s a word I’m trying to remember, for a feeling I’m about to have (a distracted path towards extinction)“ anzuschauen. Woher komme ich – wohin gehe ich – als Mensch in dieser Welt? Hat der Mensch in der Welt überhaupt noch eine Zukunft? Das sind wohl die Fragen, die dieser Film stellt. In wechselnden, umeinander gezwirbelten Erzählsträngen umkreisen die Künstler-Regisseure die von der amerikanischen Wissenschaftsjournalistin Elizabeth Kolbert angestoßene Diskussion um die bevorstehende…

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