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Ausstellungen: Paris · von Doris von Drathen · S. 356 - 358
Ausstellungen: Paris , 1997

Doris von Drathen
Face à l`Histoire (1933-1996)

Centre Georges Pompidou, Paris, 19.12.1996 – 7.4.1997

Die Ausstellung kreist um ein kulturpolitisches Kuriosum, das niemand zu erklären vermag, das aber zu einer ungeheuren Fülle von Material führt: mehr als 450 Bilder, Zeichnungen, Skulpturen, Photoarbeiten, Installationen und Videos von ungefähr 200 Künstlern; 300 Druckwerke, Erstausgaben, Zeitschriften, geheime Zeitungen und Flugblätter; 500 Pressephotos, Plakate, Propagandazettel aus dem Untergrund der Widerstandsbewegungen gegen den National-Sozialismus, gegen den Faschismus, den Frankismus, bisher unveröffentlichte Dokumente zur Kommunistenjagd in den USA, zum Faschismus in Japan, zur Judenverfolgung in Frankreich. Das Kuriosum dieser Masse von Material ist aber, daß niemand so recht weiß, warum eigentlich gerade diese Zeitspanne 1933-1996 gewählt wurde, um das große Thema “Der moderne Künstler im Angesicht der Geschichte” zu bearbeiten. Soll hier die These aufgestellt werden, die Moderne begänne 1933? Wenn dieses welterschütternde Jahr, mit dem die “Gottesfinsternis” – wie Lévinas das Nazi-Régime nannte – begann, gewählt wurde, hätte es nicht eigentlich längst ausgereicht für ein konzentriertes Thema, das (dramatischerweise) bis heute ausstrahlt? Wenn eine große Zeitspanne und ein zweites welterschütterndes Jahr, warum dann nicht 1989, als die Mauer fiel und der Ostblock zerbrach? Die Antwort, warum 1996, heißt laut Katalog: “Hommage national”, nämlich an André Malraux, die Figur in Frankreich, die in die Geschichte eingegangen ist für ein Leben “face à l’histoire”. Aber die Warum-Fragen bleiben, weiß doch niemand eine Antwort darauf, warum Malraux schon 20 Jahre nach seinem Tod mit einem Gedenkjahr geehrt wird, während andere 100 Jahre warten müssen. Das Centre Pompidou – so scheint…


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von Doris von Drathen

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