Rainer Unruh
Fabrizio Plessi
»Der hängende Wald – L’Anima della Materia«
Kestner-Gesellschaft, Hannover, 11.12.1999 – 13.2.2000
Das Erste, was man wahrnimmt, ist die Bewegung. Langsam rotieren die drei Baumstämme um ihre eigene Achse. Wären da nicht die Seile, die sie mit einem an der Decke befindlichen Steuerelement verbinden, man könnte meinen, dass sie über dem Boden schweben. Das Zweite, was man wahrnimmt, ist das Feuer. Es glost und flackert, züngelt und lodert im Inneren der Stämme. An der Stelle, an der man die Flammen lodern sieht, ist das Holz schon schwarz und voller Ruß. Schwarz sind auch die Tücher, die eine Art Karren verhüllen, der jeweils in der Mitte der Schwebebalken befestigt ist. Für einen Moment drängt sich der Gedanke auf, die Bäumen seien auf ihnen hierher transportiert worden. Aber dann sieht man, dass sich ihre Ladefläche über den Stämmen erhebt und folglich völlig nutzlos ist.
Die Glut, die hier im Erdgeschoss des ehemaligen Goseriedebads entfacht wird, dient nicht dazu, etwas herzustellen. Was zunächst wie ein Blick in eine frühindustrielle Werkstatt anmuten könnte, entpuppt sich als Inszenierung eines Elements. Diese Welt, heißt es beim antiken Denker Heraklit, hat weder ein Gott noch ein Mensch erschaffen, sondern sie war immer und ist und wird sein ewig lebendiges Feuer. Und damit es ewig, also für die Dauer der Ausstellung, brennt, bleibt es kalt. Es speist sich aus elektrischen Quellen, die Fabrizio Plessi (Jahrgang 1940) in den entrindeten Baumstämmen angebracht hat. Ist das Ganze also so harmlos wie ein künstlicher Kamin? Um diesem Eindruck entgegen zu…