Maribel Königer
Fabrice Hybert: 1 – 1 = 2
ARC – Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris,2.2. – 5.3.1995
Das Verhältnis von Kunst und Natur ist bekanntlich ein komplexes. Fabrice Hybert (Jahrgang 1961), Shootingstar der Pariser Kunstszene mit Hang zur Farbe Grün, steuert mit einer Anekdote einen neuen Aspekt zu diesem für die Kunstgeschichte sehr ergiebigen Thema bei: In einer Pariser Bäckerei erhielt er auf seine Frage nach dem grünsten Objekt im Laden zur Antwort: “Wir haben nichts Grünes, wir verwenden nur Naturprodukte!” Damit ist Hyberts Anliegen zwar nicht genau, dafür aber bildhaft beschrieben: zwischen “Strukturen” und “Systemen” zu wandeln, am liebsten über Schleichwege. Er kreuzt work in progress und Film (“Story-Board”), Skulptur, Happening und Roadmovie (“Traduction”), Künstlertum und Unternehmertum (als Direktor der von ihm gegründeten Firma zum Eigenvertrieb, U.R. GmbH.). Sein bevorzugtes Medium – eine vom Künstler wahrscheinlich mißbilligte Festlegung, weil eben eine solche – ist die “archaische” (Hybert) Zeichnung, in der sich “mit minimalem Aufwand das Konstruktionssystem der Produkte, die uns umgeben, ihre Erscheinungshypothesen zum Vorschein gebracht” werden können. Man könnte sein sich permanent vergrößerndes Konvolut an Zeichnungen, Materialien, Texten usw. als eine Art fiktive Mnemosyne bezeichnen, eine Sammlung an zivilisatorischem Kulturgut, dessen einzelne Gegenstände er selbst (neu) erfindet.
Für seine Ausstellung im ARC hat Fabrice Hybert bzw. seine Firma das Museum in einen riesigen Supermarkt (“Hybermarché”) verwandelt. Auf grossen Tischen liegen oder stehen übliche und weniger übliche Gebrauchsgüter in jeweils mehrfacher Ausführung: Fernseher, Büromaterial, Tierpräparate, Gartengerät, Geschirr, Schaufensterpuppentorsi, Elektrozubehör… Durch den so zum Verkaufsraum umfunktionierten Ausstellungssaal erklingt in…