Martin Seidel
Fabian Marcaccio
»Paintant Stories«
Kölnischer Kunstverein, 29.4. – 24.6.2001
Keine Kritik am Künstler, sondern nur über die wenigen Objekte” steht im Besucherbuch zu lesen, oder lakonisch: “Good!”, gesteigert: “Imposant” und “Best!!!”. Am schönsten vielleicht der Kommentar: “Echte moderne Kunst”. – Es geht um: Fabian Marcaccio. Fabian Marcaccio zum zweiten! Nach seiner Ausstellung im Kuppelsaal des Württembergischen Kunstvereins in Stuttgart (s. dazu Reinhard Ermen in Kunstforum Bd. 153, S. 377 f.) begeistert, irritiert und provoziert der 1963 in Rosaria geborene und in New York lebende Argentinier mit seinen “Paintant Stories” nun das Kölner Publikum. Führten in Stuttgart die räumlichen Gegebenheiten der Rotunde zu einer Verkürzung der grellbunten Vinylbahnen um zwanzig Meter, so konnte Marcaccio im Kölnischen Kunstverein ausholen und die ganze Pracht seiner gruselig-wuseligen Bilderwelt entfalten. Exakt 99,78 Meter, das heißt die doppelte Raumlänge des Kunstvereins, misst der Bilderfries, der vom Foyer aus durch die Ausstellungshalle nebst einem Schlenker aus dem Kunstverein heraus und wieder hinein einen besonders abenteuerlichen Verlauf nimmt.
Marcaccios Bildwelt webt die stets wiederkehrenden, aus einer Art “Bilderatlas” geschöpften Motive der Brushstrokes, großlöchrigen Textilgeflechte, der pornographisch nackten Leiber, blutigen Gedärme, der Waffen, Signets und Embleme nebst allen stilistischen Versatzstücken abstrakter Malereien wie in einen alles mitreißenden und aufsaugenden Bilderstrom hinein. Obwohl der große Überblick nicht verloren geht, sind die Motive alles andere als fein säuberlich getrennt; vielmehr lösen sie sich formal und bedeutungsmäßig auf, greifen ineinander und überlagern sich. Dazu gibt es in Gestalt von aufgeklebten Zetteln Rezeptionsanweisungen, die den Gang der Dinge wie in Kapitel unterteilen und…