Reinhard Ermen
Fabian Marcaccio
»Paintant Stories«
Württembergischer Kunstverein Stuttgart, 13.10. – 26.11.2000
Kölnischer Kunstverein, 28.4. – 24.6.2001
So ein Gemälde hat die Welt noch nicht gesehen, wenigstens die von Stuttgart und wahrscheinlich auch nicht die von Köln. Vier Meter hoch und 70 Meter lang umkreisen die Vinylbahnen von Fabian Marcaccio (*1963 in Rosario de Santa Fe, Argentinien geboren; lebt und arbeitet in New York) den Kuppelsaal des Württembergischen Kunstvereins. Nur an zwei Stellen ist dem Betrachter den Ein- und Ausstieg gestattet. In ein fließendes Raumcontinuum, verwischte Unschärfen, wie aus dem fahrenden Zug aufgenommen oder in anderes ‘Hintergrundmaterial’ hat Marcaccio Bildzitate, Fragmente zahlreicher Wirklichkeiten, deformierte Fotografien, Blutige Innereien, Körper eindigitalisiert, denn die immanenten Versatzstücke aus dem Musterbuch des umtriebigen Malers, die 1996 schon mal als “560 Conjectures for a new Paint Management” in einer Broschüre publiziert wurden, reichen angesichts der rasanten Weiterentwicklung des vielversprechenden Medienwerkers nicht mehr aus, seine Bildphantasien zu befriedigen. Fließend und in einem atemberaubenden Dialog untereinander befasst geben sich die Teile und Teilchen dieses streunenden horror vacui die Klinke in die Hand, stürzen den unvorbereiteten Betrachter in Verwirrung, wechseln die Ebenen oder tauchen ab im Spiel der Überblendungen und Schnitte; wie auch der kreisende Vinylfries nicht folgsam an der Wand entlang fließt, sondern immer mal wieder in den Raum baucht. Die Kunst der Montage lebt und als gelte es, diese noch in eine weitere Ebene zu verlängern, hat Marcaccio auf das virtuose Geflecht noch eine letzte, konkrete Aplikatur gesetzt. Die Gesten und Allgemeinplätze des eindigitalisierten Bildinnern, etwa die “brushstrokes” oder Webmuster…