Explicit Female.
Angela Stief im Gespräch mit Cosey Fanni Tutti, Linder und Betty Tompkins
Diese fiktive Gesprächsrunde, die aus Einzelinterviews mit Linder, Cosey Fanni Tutti und Betty Tompkins zu einer diskursiven Montage zusammengefasst wurde, will weniger einer spezifischen Ästhetik als verschiedenen zutiefst persönlichen, künstlerischen Ansätzen nachgehen, die die Freiheit des weiblichen Ausdrucks in der Kunst mittels explizit sexueller Darstellungen proklamieren. Dabei stellt sich das Werk der drei Künstlerinnen mit und in der Pornographie als künstlerische Obsession und Inspirationsquelle dar, als ästhetische Strategie, derartige Vorlagen umzuschreiben und gleichzeitig kritisch zu hinterfragen sowie als Experiment der Identitätsbildung. Die drei Frauen, die aus dem angloamerikanischen Sprachraum stammen und derselben Generation zugerechnet werden können – sie sind zwischen 1945 (Betty Tompkins) und 1954 (Linder) geboren – verfolgen sowohl in ihrem Leben wie auch in ihrer Arbeit eine Radikalität, die sich gegen soziale, familiäre, lokale und persönliche Hindernisse behaupten musste und in unterschiedlichen Medien wie Malerei, Collage, Performance und Musik Niederschlag fand. Es geht in diesem Gespräch um einen authentischen Umgang mit Nacktheit, mit diskriminierten, lustbesetzten, zensurierten, aktionistischen und konstruierten Körperbildern, um das eigene Körper- und Rollenbild und um Körperbildfragmente. Es geht vor allem auch um Bilder, die sich mit der Lust, die sie erzeugen, beschäftigen, und die es schwer hatten und haben im Spannungsverhältnis von privat und öffentlich zu bestehen. Im gesellschaftlichen Off haben sich die drei Künstlerinnen A Room of One’s Own erschlossen, der im Falle von Cosey Fanni Tutti dem Feminismus skeptisch gegenüberstand, für Linder Sterling hingegen die ersten Möglichkeiten zur Emanzipation…