Fabian Stech
Expérience de la durée
Ein Internetgespräch mit Jérôme Sans und Nicolas Bourriaud, den beiden Gastkuratoren der Biennale in Lyon.
Thierry Raspail, der künstlerische Direktor der Biennale in Lyon, hat nach dem Consortium 2003 dieses Jahr Jérôme Sans und Nicolas Bourriaud als Kuratoren nach Lyon eingeladen. Beide führen seit vier Jahren das Palais de Tokyo und haben es in diesem Zeitraum zum Zentrum der jungen Kunst in Paris gemacht. In Lyon zeigen sie an fünf Ausstellungsorten Künstler verschiedener Generationen zum Thema “Erfahrung der Dauer”.
FABIAN STECH: Der Ausstellungsparcours in der Sucrière beginnt mit Andy Warhols Film “Sleep”. Habt ihr dieses Werk als Paradigma für die extreme Erfahrung der Zeitdauer und der Langeweile an den Anfang des zentralen Ausstellungsortes, der alten Zuckerfabrik gestellt?
JÉRÔME SANS: Dieses historische Werk von Warhol besetzt direkt die Situation. John Giorno sechs Stunden schlafend gefilmt sind eine reine Erfahrung der Dauer.
NICOLAS BOURRIAUD: “Sleep” markiert vor allem kraftvoll den Eintritt des Zuschauers in einen Raum, der von anderen Regeln bestimmt wird als der soziale Raum: der Traumraum – auch als kleine Hommage an den Surrealismus. Auf Warhols Film folgt ein Werk von Ann Veronica Janssens, ein Zimmer mit farbigem Nebel, das dem Zuschauer ebenfalls die Orientierung raubt, bevor er zum riesigen Kaleidoskop von Olafur Eliasson vorstößt. Dann folgt eine Installation von Virginie Barré und schließlich muss sich der Betrachter einen Weg durch Martin Creeds Ballons bahnen.
Bezieht ihr euch mit dem Titel “Erfahrung der Dauer” auf Bergsons Begriff der Dauer?
NICOLAS BOURRIAUD: Es handelt sich eher um ein Augenzwinkern in Richtung Bergson…