Hans-Jürgen Hafner
EXITS
Kunsthalle Tirol, 24.2. – 25.3.2001
Eine staubige Wasserflasche kippt um, ihr Inhalt füllt einen über den Flaschenhals gestülpten Luftballon. Beinahe in Zeitlupe scheint er sich aufzublähen, wird er nach und nach größer, bis er einen etwas wacklig dastehenden Plastikkanister in einem Augenblick zum Kippen bringt… Dinge, ganz banale Alltagsgegenstände scheinen eine eigene Dynamik, eine Art Leben zu entwickeln, bewegen sich entgegen der Gewohnheit – hart an der Grenze der physikalischen Gesetzmäßigkeiten – auf- und ineinander, bewirken Kettenreaktionen, ein seltsam unglaubwürdiges Perpetuum Mobile, einen paraphysischen Zirkel. All das läuft auf einem Monitor ab: das Eigenleben von Gegenständen scheinbar authentisch per Video dokumentiert.
Der Monitor selbst, der ist Teil eines Installationsganzen; ein unglaubliches Sammelsurium, eine Raum füllende und -schaffenden Anhäufung offenbar willkürlich zusammengetragener Dinge; das reicht von der Stecknadel bis zum Heuwender, teils leicht identifizierbar als Damenschuh oder Schreibmaschine, dann fast zur Unkenntlichkeit verfremdet: Säulen aus Garnknäueln, lange Bahnen aus Zierbändern. Die gesamte Installation scheint zudem durchwoben von einer Architektur aus Licht und Klängen, Musiken und Sprachfetzen. Diese kommentiert als eigene dramatische Ebene den mächtigen Korpus der Fund- oder besser der Leihstücke.
Was den Besucher in der Kunsthalle Tirol im zentralen Ausstellungsraum empfängt, ist zuerst einmal ein enger Schlund aus Wellpappe, organisch geformt, schummrig beleuchtet; mehrere Windungen sind zu passieren und er findet sich in einem mehrstöckigen Innenraum. Dessen Pappekuppel ist durchbrochen von Fensterreihen, die Röntgenaufnahmen von Brustkörben verschließen. Dieser Zu- und Übergang schafft es bereits, eine spezifische Atmosphäre zu kreieren und die Betrachterposition maßgeblich zu beeinflussen hin zu einem totalen synästhetischen Empfinden…