Hans-Dieter Fronz
„Exit – Ausstieg aus dem Bild“
ZKM, Museum für Neue Kunst, 13.1.-14.8.2005
Schwerelos kriecht die Schildkröte über eine Museumswand und lässt, wie eine Spur im Sand, eine Folge von Zahlen in hellblauer Leuchtröhrenschrift hinter sich zurück. Mario Merz’ titelloses Objektkunstwerk ist kein Bild – im Kontext der aktuellen Ausstellung des Museums für Neue Kunst im ZKM in Karlsruhe will es vielmehr wie eine emblematische Figur der Befreiung, des Ausbruchs aus der holzgerahmten Zelle traditioneller Tafelmalerei erscheinen. Der Logik der Schau mit dem lakonischen, einem Buch von Laszlo Glozer entlehnten Titel „Exit – Ausstieg aus dem Bild“ gemäß hat das bedächtige Reptil den Bilderrahmen überschritten, ist aus dem Bild herausgetreten und erkundet neugierig die terra incognita, das weite Feld jenseits der Leinwand.
Die Wandinstallation des Italieners, der als Maler begann, atmet darin den utopischen Geist der Rebellion, wie er die Moderne beseelte, als sie daran ging, die Grenzen der Tafelmalerei in Richtung eines utopischen Übertritts in die Realität zu öffnen. Wir blättern in einem zentralen Kapitel der modernen Kunst in einer Ausstellung, die neben einigen Kunstwerken aus den Beständen des ZKM ausschließlich mit museumseigenen Werken bestückt ist – Dauerleihgaben der hochkarätigen Sammlungen Boros, FER, Froehlich, Grässlin und Weishaupt.
In dieser ersten Neupräsentation des Museums für Neue Kunst nach dem Weggang von Götz Adriani und der Integration des Museums ins ZKM hat die Kuratorin (und kurzzeitige Leiterin des MNK) Ingrid Leonie Severin mit rund 150 Exponaten einen überaus spannenden Parcours abgesteckt, der im Bestreben, möglichst viel hineinzupacken, den thematischen Bogen freilich stellenweise überspannt -…
