Johannes Stahl
Ex-Auto-Perforations-Artisten
Else Gabriel, Micha Brendel, Via Lewandowsky
Vier Performances in der Moltkerei, Köln,
18.1. – 25.1.1991
Normalerweise ist spätestens zwei Jahre nach einer Abschiedstournee doch wieder ein Comeback zwingend notwendig geworden und wird kräftig gefeiert. Die Autoperforationsartisten, in der definitiv vergangenen Abgeschiedenheit der Kunst im ostdeutschen Staat ein virulenter Stachel im Fleisch, gehen nicht auf Tournee, sondern suchen gezielt einen Ort auf, der für ihre Ausdrucksform, die Performance, ein wesentlicher Fluchtpunkt ist. Hier inszenieren sie ihren Abschied von der Gruppenexistenz als “Autoperforationsartisten”. Der bewußt verwirrend gewählte Name ist Versteckspiel und Programm in einem. Die Gruppe entstand in den achtziger Jahren aus einer Bühnenbildklasse an der Dresdner Akademie, von der keiner den dort vorgesehenen Abschluß zeitigte. Der Ausstieg aus den vorgefertigten Bahnen der Kunstausbildung war vorgeprägt und schlug sich in der Begriffsballung nieder. Sie nahm in ihrer Schrägheit das Ismentum aufs Korn, transportierte gleichzeitig aber auch eine Grundtendenz der Gruppe: Alle Neuerungen, die man erreichen wollte, mußte man an sich selbst erproben.
Die in der Moltkerei angesetzte Serie trägt dem Zustand der auseinanderdriftenden Gruppe Rechnung: Vier Performances sind angesetzt, für jeden eine und als Kernstück ein (letztes) gemeinsames Auftreten. Die für die Publikumswirkung sicherlich einleuchtende Überlegung, daß vier kurze Performances an einem oder zwei Abenden besser wären als an vier getrennten, wird beiseite gelassen, die Performances brauchen ihren eigenen zeitlichen Wirkungskreis.
Die Aktionen tragen dann auch unterschiedliche Handschriften: Requisiten, Dramaturgie, Tonregie und Auftreten verraten individuelle Gegensätze. Gemeinsames bleibt dennoch bestimmend: Die Aktionen laufen als verhältnismäßig introvertierte geschlossene Handlungskreise ab. Es geht sehr ernst zu,…