Eva Schlegel
geb. 1960 in Hall/Tirol, lebt in Wien
Obwohl durch die monochrome Bemalung das Körperhafte des Bildträgers betont wird, beziehen die Arbeiten von Eva Schlegel ihre hauptsächliche Wirkung aus der immateriellen Qualität des Malerischen. Die Farbpigmente (Chromoxydrot, -grün, -blau oder Rußschwarz) werden in Gelatine gelöst und säuberlich aufgetragen, entweder homogen, die meist kleinformatige Trägerfläche bedeckend, oder in nuancierender Vermalung mit dem Grund, was die Oberfläche zuweilen in feine emotionale Vibrationen, die gleichzeitig in die Tiefe und in den Raum ein- und ausgesandt werden, versetzt. Gegenüber diesen farbräumlichen Nuancierungen tritt uns in den mit Graphit versiegelten Gipsbildern mehr das Hart-Objekthafte entgegen, ohne aber grundsätzlich die malerische Präsenz zu verlieren.
Die Graphittafeln von Eva Schlegel ziehen den Betrachter durch ihre vielschichtigen Erscheinungsweisen in den Bann: Die wechselnden Reflexionseffekte bei wechselnden Standpunkten, das undefinierbare Flächenschimmern des polierten Graphits, das bald als metallische Oberfläche eines Körpers, bald als silbrig romantisches Leuchten eines tieferliegenden Lichts erscheint, die koloristische Magie der Schwärze oder die unentzifferbare Fraktur der unregelmäßigen Trägeroberfläche, die an ferne archaische Botschaften denken läßt – all dies sind mögliche Erfahrungswerte, die durch einen einfachen Vorgang erzeugt werden: Anstelle der üblichen Farbmaterie wird Gips auf das gespannte Drahtgitter (Leinwand) aufgetragen. Nach der glättenden Bearbeitung wird die Gipsoberfläche mit einem Graphitstift in einem anstrengenden Zeichenprozeß sukzessive versiegelt. Dabei bilden sich neben dem Wechselspiel zwischen Bearbeitung des Materials und dem Sich-von-ihm-leiten-Lassen zwei widersprüchliche Erfahrungen aus: Erstens das »zum Verschwindenbringen« von etwas durch Zu- und Übermalen (Negieren), andererseits das »Hervorholen« von etwas vor dem Verborgenen (Negation der Negation): Erst durch…