Thomas Wulffen
Eva-Maria Schön
Künstlerhaus Bethanien, Berlin
Die Malerei der Eva-Maria Schön ist eine organische Malerei, die konzeptuell durchdacht ist. Was als Widerspruch erscheint, bedingt sich in der Produktion durch einen zweifachen Ansatz: Material und Konzept. Material meint hier sowohl das Papierformat als auch den Malgrund. Das Konzept entwickelt sich in gegenseitiger Abhängigkeit. Eine Installation im Künstlerhaus Bethanien, wo Eva-Maria Schön ein auf ein Jahr befristetes Atelier benutzte, führt dies konkret vor. Alle vier Wände des Studios sind mit Zeichnungen belegt, wobei sich von der hinteren Wand bis zur gegenüberliegenden Wand eine Entwicklung abzeichnet. Das offensichtlichste Moment dieser Entwicklung ist eine Verkleinerung der Arbeiten. Sie beginnt mit großformatigen Leporellos und setzt sich fort bis zu kleinen Bildsequenzen. Diese Sequenzen bilden Körper in Bewegung oder Köpfe und Profile ab. Die Arbeiten entstehen in weißer Farbe auf schwarzem Grund, in den Bildsequenzen wird die Farbe dabei mit dem Finger aufgetragen, der dem Strich ein körperhaftes Volumen gibt. Um das zu entdecken, muß der Betrachter an die einzelne Zeichnung nahe herantreten. Dabei erschließt sich ihm eine spezifische Spannung, die kennzeichnend ist für diesen Werkkomplex der Eva-Maria Schön: die Malspuren sind entweder als solche sichtbar oder sie werden als Körper respektive Köpfe gedeutet. Im Hinblick auf diese Sicht lassen sich die großformatigen Zeichnungen auch als Abbildungen lesen. Die Dichotomie zwischen Erscheinung und Abbildung ist aufgehoben. Einen Reflex darauf kann man im Titel der Installation erahnen: “Nicht schwarz, nicht weiß, hell auf dunkel”. Die Installation muß als Gesamtkomplex verstanden werden. Dann wird deutlich, daß auch die Körper…