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Europa Report – Media Landscape Europe
Die achtziger Jahre haben einen Ansturm neuer Technologien – vor allem im Bereich Kommunikation – noch nie dagewesenen Ausmaßes erlebt. Wenn also in diesem Zusammenhang von tiefgreifenden Veränderungen der Gesellschaft die Rede ist, dann, so sollte man meinen, weiß jeder, was das zu bedeuten hat. Tatsache ist aber, daß “wir” – jene kollektive Psychose, die gemeinhin Gesellschaft genannt wird – längst nicht mehr in der Lage sind, das Ausmaß oder den Grad der Veränderung, die “uns” erfaßt hat, zu beurteilen. Wie sonst ließe sich der inflationäre Produktionszuwachs auf dem Sektor Kulturtheorie erklären?
Schuld an der allgemeinen kulturellen Unsicherheit mag eine nicht näher definierbare Form von Gedächtnisschwund sein, als Begleiterscheinung der medialen Überinformation. Aber auch das ist keine Begründung, nur ein Symptom unter vielen in einem Krankheitsbild, das es zuläßt, daß der Kranke sich durchaus wohl, gesund und munter fühlt. Doch die Krise steht nicht bevor, sie ist bereits da. Informationskontrolle, Werbung und Hyperästhetisierung verstehen es, in gemeinsamer Anstrengung zu verhindern, daß sie offenkundig wird. Im Zeitalter der Interfaces vernetzt sich die westliche Mediengesellschaft zu einer kolossalen Einheit aus menschlichem Protoplasma und digitalem Signalprocessing. Der Traum vom technischen Übermenschen: Das Leben verläuft schmerzlos, emotionslos, todeslos. “Er” sitzt in einem komfortabel eingerichteten Wohnzimmer im Fin-de-Siècle-Stil, umgeben von Bildern und Nippes-Figuren, die eigentlich Bildschirme und kleine Servo-Roboter sind. In der Hand hält er den Steuerknüppel eines Adventure-Game’s. Das Spiel heißt
»Die Explosion des Jedi Ritters«:
Am Bildschirm erscheint das imperiale Logo des galaktischen Herrschers. Es beginnt sich zu drehen…