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Ausstellungen: Hamburg · S. 336 - 338
Ausstellungen: Hamburg , 1989

Doris von Drathen
Europa 1789

Aufklärung . Verklärung . Verfall

Kunsthalle Hamburg, 15.9.-19.11.1989

Kann man die Französische Revolution ausstellen? Kann man die umwälzenden Utopien, geschichtsphilosophischen Wandlungen, eruptiven politischen Ereignisse, die sich wie nie zuvor in wenigen Jahrzehnten überschlagen, in einen Bilderbogen spannen?

Werner Hofmann antwortet darauf mit einer kunstvoll inszenierten Collage, in der alle Gegensätze zu Extremen auseinandergezerrt sind, die keinen gemeinsamen Nenner sucht, sondern die schroffe Konfrontation von Tugend und Terror, von Vernunft und Wahnsinn, von Aufklärung und Verfall. Hofmann läßt den Besucher nicht durch ein Bilder- buch spazieren, sondern er setzt ihn einer wilden Himmel- und Höllenfahrt aus, schickt ihn auf die Reise durch eine doppel- und mehrbödige Bühne, wo das Chaos angerissen wird, das Hölderlin beschrieben hat. Seine Sätze sind an die Stirnwand des zweiten Ausstellungsabschnittes projiziert, der in seinem kubischen Aufbau an das vielzitierte Ballhaus erinnern soll:

“Man kann wohl mit Gewißheit sagen, daß die Welt noch nie so bunt aussah wie jetzt. Sie ist eine ungeheure Mannigfaltigkeit von Widersprüchen und Kontrasten. Altes und Neues! Kultur und Rohheit! Bosheit und Leidenschaft! Egoismus im Schafspelz, Egoismus in der Wolfshaut! Aberglauben und Unglauben! Knechtschaft und Despotismus! unvernünftige Klugheit, unkluge Vernunft! geistlose Empfindung, empfindungsloser Geist!… Man könnte die Litanei von Sonnenaufgang bis Mitternacht fortsetzen und hätte kaum ein Tausendteil des menschlichen Chaos genannt.”

Nachdem der Besucher im Eingang, in der Rotunde, die in dieser Ausstellung zu einer Art Kapelle wird, sich im Rund der aufklärischen Denker, zwischen den Büsten von Voltaire, Rousseau, Diderot und d’Alembert, zwischen Kant und Klopstock hat erheben lassen zu der reinen,…


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